Mehrheit deutscher Unternehmen wollen europäische IT-Security-Hersteller

Die geopolitische Lage spielt neben dem Datenschutz eine immer größere Rolle bei der Auswahl der Technologienbieter. IT-Security eines Anbieters aus der EU setzen bereits die Hälfte deutscher Unternehmen ein. Die Wechselbereitschaft beim Rest ist groß. Es geht um Digitale Souveränität und Datenhoheit, um technologische und sicherheitspolitische Unabhängigkeit.

Thorsten Urbanski, Leiter der TeleTrust Initiative "IT Security Made in EU" und bei Eset beschäftigt

US-amerikanische IT-Sicherheitsanbieter sind bei vielen Unternehmen in der EU im Einsatz, im Cloud-Umfeld dominieren ganz überwiegend die großen Player wie AWS, Microsoft und Google. Die Diskussion über digitale Souveränität und Open-Source-Lösungen von Anbietern aus der EU und Schweiz gewinnt an Aktualität. Datenschutzbedenken bezüglich DSGVO und generell die Frage der Datenhoheit werden seit Jahren gegen die US-Player ins Feld geführt. Der Wind bläst den US-Technologiekonzernen ins Gesicht, in ihren Bilanzen aber spüren die US-Player eine geänderte Präferenz bislang nicht. Klar, Kunden sind träge, wenn es um die Ablösung ihrer Systeme geht. Aber das Nachdenken hat längst eingesetzt. "Trump ist unser bester Vertriebsmann", hörte CRN diese Woche auf der Partnerkonferenz der Systemhauskooperation Kiwiko den Manager eines IT-Security-Herstellers aus der EU sagen. Die brüchige Partnerschaft mit den USA lässt Kunden nachdenken, vielleicht sogar ihre Bedenken aufweichen, doch einen Wechsel der IT-Systemanbieter vorzunehmen.

Dieser Trend untermauert Eset, die Nummer 1 unter den Security-Herstellern aus Europa. Esets Hauptsitz ist in Bratislava. Der Hersteller hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, an der sich Mitte März 2025 fast 540 Unternehmensentscheider beteiligt haben. Das Fazit ist eindeutig:

75 Prozent der deutschen Unternehmen wollen bei der Auswahl ihrer Sicherheitslösung auf einen Hersteller aus der Europäischen Union setzen.

"IT-Sicherheitslösungen aus der Europäischen Union haben für Unternehmen klare Vorteile: Bei einem europäischen Anbieter müssen sie sich um Datenschutz und Compliance keine Sorgen machen", erklärt Thorsten Urbanski, Leiter der TeleTrust Initiative "IT Security made in EU" und Director of Marketing DACH bei Eset. "Die aktuelle Umfrage zeigt, dass sich Unternehmen längst mit der Herkunft ihrer IT-Sicherheitslösung beschäftigen".

Urbanski macht keinen Hehl daraus, dass dies auch gut ist, denn seiner Meinung nach sollten sich Organisationen in Deutschland und Europa die Frage stellen, ob sie ihre wertvollen Daten in die Hände außereuropäischer Anbieter geben wollen. "Die IT-Sicherheit ist einer der wichtigsten Bereiche eines Unternehmens und sollte deswegen nur an Anbieter gegeben werden, die dem europäischen Wertekanon folgen und dem hiesigen strengen Datenschutz unterliegen."

Status quo: Europäische Union und USA dominieren den IT-Sicherheitsmarkt

Befragt nach der Herkunft ihrer IT-Sicherheitslösung gab knapp die Hälfte (44 Prozent) an, auf einen Anbieter aus der EU zu vertrauen. Gut ein Viertel (28 Prozent) nutzt Hersteller aus den USA. Andere Länder und Regionen wie beispielsweise Israel, das Vereinigte Königreich und Asien sind kaum vertreten. Auf die einzelnen Branchen heruntergebrochen zeigt sich: Insbesondere die deutsche Industrie (51 Prozent) setzt auf EU-Produkte, wohingegen Entscheider aus anderen Sektoren eher zu US-Lösungen tendieren oder schlicht nicht wissen, wo ihr Anbieter herkommt.

Unternehmen sind wechselbereiter

Generell geben zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten an, ihnen sei die Herkunft ihrer IT-Sicherheitslösung wichtig – nur gut jedem Achten (12,8 Prozent) ist sie egal. Fast die Hälfte (44 Prozent) ziehen nach den jüngsten Spannungen zwischen USA und Europa einen Herstellerwechsel in Betracht, so die Ergebnisse der Umfrage. Größere Unternehmen ab 250 Mitarbeitern wollen ihren Anbieter eher austauschen als kleinere Organisationen.

"Generell gilt: Besonders Großunternehmen achten darauf, ob der Hersteller von IT-Sicherheitslösungen unter dem gleichen Rechtsrahmen wie sie handelt", sagt Urbanski. "Lösungen, die datenschutzkonform und zuverlässig funktionieren, sind hier eindeutig im Vorteil. Denn je größer die Organisation ist, desto schwerer wiegt jeder Sicherheits- oder Datenschutzvorfall." Und desto teurer können Verstöße gegen EU-Datenschutzgesetze sein.

Urbanski geht so weit zu behaupten, dass Datenschutz "Made in EU" für Unternehmen hierzulande keine Kür, sondern Pflicht ist. "Die EU verfügt über starke Technologieführer im Bereich IT-Sicherheit. Deren Potenzial sollte nun gezielt genutzt und weiter ausgebaut werden."

In Zeiten wachsender Bedrohungen im Cyberraum sei digitale Souveränität "ein zentraler Pfeiler der Verteidigungsfähigkeit", sagt er. Und die ersten Schritte auf diesem Weg wurden bereits gemacht: "Das EU-Programm 'ReArm Europe' setzt genau hier an, indem es die Verteidigung der Region stärken soll. Dazu gehört explizit auch die Cybersicherheit als integraler Bestandteil", so Urbanski.

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