Mehr Cybersicherheit für die Telekommunikation gefordert
Der Telekommunikationssektor ist zu einem neuen Hauptangriffsziel von Hackern geworden: Im ersten Quartal 2025 verzeichnete dieser mit 94 Prozent den höchsten prozentualen Anstieg wöchentlicher Cyberangriffe. Der Anbieter Check Point Software warnt hier vor Nachlässigkeit.
Thomas Boele, Regional Director Sales Engineering DACH bei Check Point Software Technologies, zeigt auf, wie wichtig und gleichzeitig gefährdet die TK-Branche ist: "Der Telekommunikationssektor ist das Rückgrat der digitalen Wirtschaft und essenziell für die Funktion von Notfalldiensten, Banken, KI und Smart Cities. Doch diese zentrale Rolle macht ihn zu einem strategischen Ziel für Cyberangriffe. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete der Sektor einen Anstieg von 94 Prozent bei wöchentlichen Cyberangriffen, mit durchschnittlich 2.664 Attacken pro Unternehmen."
Als wichtigste Gründe für diese massiv steigende Bedrohung und deren Auswirkungen nennt Boele mehrere Faktoren:
- Zunehmende Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen: Die Einführung von 5G und Edge-Computing vergrößert die digitale Angriffsfläche erheblich.
- Integration von KI und Automatisierung: Schafft neue Schwachstellen in Dienstleistungen und Datenflüssen.
- Staatlich unterstützte Hacker-Gruppen: Sie nutzen die Telekommunikation als Einfallstor zur Störung von Volkswirtschaften, Informationsbeschaffung und Desinformationskampagnen.
Die Europäische Agentur für Cyber-Sicherheit (ENISA) stuft die Telekommunikation als einen der wichtigsten Sektoren der kritischen Infrastruktur (KRITIS) ein. Die potenziellen Auswirkungen eines Angriffs reichen weit über Unannehmlichkeiten hinaus, sie können nationale Dienste lahmlegen, Notfalleinsätze verhindern und Finanzoperationen unterbrechen. Solche Vorfälle können zu nationalen Wirtschaftsstörungen, Vertrauensverlust und im schlimmsten Fall zu Todesopfern führen.
KI als zweischneidiges Schwert
Künstliche Intelligenz (KI) sieht Boele in diesem Zusammenhang als wichtige, technologische Neuerung mit Vor- und Nachteilen. "Sie bietet Vorteile wie die Verbesserung der Servicequalität durch NLP/NLU. Gleichzeitig ermöglicht KI allen Angreifern eine beispiellose Geschwindigkeit und Präzision bei der Erstellung von Angriffswerkzeugen. Chatbots können für Prompt Injection und Social Engineering missbraucht werden, wie der Deepfake-Betrug in Hongkong zeigte, bei dem 25 Millionen US-Dollar erbeutet wurden", warnt er.
Boele fordert die Telekommunikationsanbieter dazu auf, ihren Schutz über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinausgehend ernst zu nehmen und die Cybersicherheit zu einer strategischen Säule zu erklären. Diese sollte aus seiner Sicht folgende Punkte berücksichtigen:
- KI-Red-Teaming: Simulation von Angriffen auf KI-Systeme zur Schwachstellenermittlung.
- Einsatz von Sprach-Biometrie und Echtzeit-Analyse: Zur Erkennung von KI-Deepfake-Audio und gefälschter Kommunikation.
- Fortschrittliche Bedrohungsabwehr: Einsatz von KI-gesteuerten Lösungen zur Echtzeitabwehr in allen Umgebungen sowie Schutz der eigenen KI-Systeme vor Manipulation.
Boele mahnt außerdem: Auch die Anreicherung des Angebots mit Diensten, die bisher von CPaaS-Anbietern adressiert wurden, wie programmierbare SMS-/Messaging- und Sprachdienste, erfordere eine umfassende Berücksichtigung in der Cyber-Sicherheitsstrategie. Bestandteile sollten sein: Background-Checks, Rate Limiting, Firewalling und Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Mehr Resilienz statt Bandbreite
Das Fazit des Checkpoint-Managers: Cyber-Sicherheit in der Telekommunikation sollte als Säule der nationalen und globalen Sicherheit betrachtet werden, nicht nur als IT-Posten. Angesichts der beschleunigten KI-Entwicklung und der zunehmenden Professionalisierung von Hacker-Gruppen sei die Resilienz der Telekommunikationssysteme entscheidend. Die Verantwortlichen müssen aus seiner Sicht ihre Verteidigungsmaßnahmen schnell verbessern und dynamisch anpassen, um den sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen entgegenzuwirken.
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