Mediamarkt/Saturn wird chinesisch – Einstieg von JD.com perfekt

Ceconomy und JD.com aus China haben sich auf eine Übernahme geeinigt. Ankerinvestoren verkaufen rund ein Drittel ihrer Ceconomy-Aktien an JD.com. Beide Handelsketten werden vorerst unabhängig agieren, die "ikonischen Marken" – Mediamarkt und Saturn – bleiben erhalten.

Der Einstieg der chinesischen Handelsriesen JD.com bei Ceconomy ist perfekt. Am Mittwoch teilten Vorstand und Aufsichtsrat von Ceconomy Details und Vereinbarungen der Transaktion mit. Über die Akquisition berichteten Medien bereits vergangene Woche (CRN-Bericht).

Basierend auf einem Unternehmenswert von Ceconomy in Höhe von 4 Mrd. Euro haben die größten Einzelinvestoren JD.com bereits 32 Prozent ihrer Anteile zu einem Preis von 4,60 je Anteilsschein zugesagt. Das sind die Familien Haniel, Beisheim sowie die Convergenta, die Investmentgesellschaft der Gründerfamilie Kellerhals sowie Freenet. Convergenta bleibt mit 25,4 Prozent weiter an Ceconomy beteiligt, kann also in wesentlichen Fragen weiter mitbestimmen.

Den freien Aktionären von Ceconomy wird JD.com ein freiwilliges Übernahmeangebot machen, Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen die Annahme. Nach erfolgreicher Übernahme und Genehmigung der Kartellbehörde will JD.com Ceconomy von der Börse nehmen.

Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen den Einstieg des strategischen Investors auf China. Die Pressemitteilung ist überschrieben mit "Partnerschaft für europäischen Einzelhandel". Man handele aus einer Position er Stärke, so das Management und könne aufgrund der "herausragenden Technologie-, Logistik- und Handelskompetenzen von JD.com unseren erfolgreichen Wachstumskurs nochmal forcieren und über unsere aktuellen strategischen Ziele hinauswachsen", kommentiert Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner den Deal. "Angesichts der sich stetig wandelnden Kundenerwartungen und Marktdynamiken ist Stillstand aber keine Option. Wir wollen den Wandel im europäischen Handel in den kommenden Jahren nicht nur begleiten, wir wollen ihn weiter anführen. Dafür ist JD.com der richtige Partner", sagt Deissner.

JD.com wird sich in den ersten drei Jahren nicht in die Geschäfte von Ceconomy einmischen, alles soll so bleiben, wie es ist: Keine Filialschließungen oder Entlassungen, alle Betriebsvereinbarungen gelten weiter, der Vorstand bleiben im Amt. "JD.com plant auch keine wesentlichen Änderungen an der Unternehmensstruktur, der Organisation oder, für einen Zeitraum von fünf Jahren nach Angebotsvollzug, der starken Markenarchitektur von Ceconomy", heißt es. "Ceconomy bleibt ein unabhängiges Unternehmen".

In den kommenden drei Jahren nach Vollzug des Deals soll es auch "keinerlei Pläne für den Abschluss einer Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvereinbarung" geben, teilt Ceconomy mit. JD.com plane "auch keine wesentlichen Änderungen an der Unternehmensstruktur oder Organisation für einen Zeitraum von fünf Jahren nach Angebotsvollzug".

Die "Partnerschaft" mit JD.com sende "ein starkes Vertrauenssignal" und "eröffnet der Belegschaft von Ceconomy neue Chancen, da JD.com die mittelfristigen Finanzziele und die bestehende Experience Electronics-Strategie, die das Unternehmen vom traditionellen Elektronikhändler zu einer kundenzentrierten Serviceplattform transformiert, ausdrücklich unterstützt", so die Begründung des Ceconomy-Management für den Einstieg des strategischen Investors aus China bei Europas größter Elektronikfachmarktkette mit rund 1000 Filialen und 50.000 Beschäftigten. Ceconomy erzielte 2024 einen Jahresumsatz von 22,4 Mrd. Euro, davon entfielen rund 5,1 Mrd. auf E-Commerce. Das Ebit betrug 254 Mio. Euro, das Nettoergebnis lag bei 76 Mio. Euro.

JD.com, 1998 gegründet, hat vergangenes Jahr umgerechnet rund 150 Mrd. US-Dollar umgesetzt und beschäftigt circa 400.000 Mitarbeiter. Teil der Vereinbarung der anfangs sehr autonom agierenden Ceconomy betrifft auch die technologische Infrastruktur des Handelskonzerns. "Ceconomy wird seine strikt unabhängigen IT-Systeme und den Technologiestack beibehalten", heißt es. Parallel werde JD.com eine europäische Technologieplattform aufbauen, "welche eine separate und unabhängige europäische Technologieplattform außerhalb Chinas darstellt". Diese solle "ähnliche Technologiedienstleistungen und -fähigkeiten wie die Plattform in China anbieten können".

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