Managerauswahl mit Methode: Also halbiert Konzernleitung
Distributor Also demissioniert vier von acht Mitgliedern der Konzernleitung. Eine Maßnahme nach bewährtem Muster, mit der Verwaltungsratspräsident Gustavo Möller-Hergt schon früher eine Auslese unter Topmanagern getroffen hatte. Bei der aktuellen Umstrukturierung geht der Ex-CEO allerdings behutsamer vor.
Die Also Holding verschlankt ihr Führungsteam. In der Konzernleitung um CEO Wolfgang Krainz verbleiben CFO Andreas Kuhn, Thomas Meyerhans als COO und Jan Bogdanovich, CTO und Verantwortlicher für den Also Cloud Marketplace und wird künftig auch die Verantwortung für die Plattformen AI, Cybersecurity, IoT und Gaming trafen. Alle vier Manager setzen somit ihre Aufgaben fort wie bisher. Außer Bogdanovich, der als "Vater" des Also Cloud Marktplatzes gilt und dem der langjährige Ex-CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrats Gustavo Möller-Hegt zutrauen, die anderen Plattformen ebenfalls zum Erfolg zu bringen.
Begründung des Umbaus der Führungsmannschaft an der Spitze von Also: "Durch diese Anpassung werden Abläufe optimiert und Entscheidungen beschleunigt". Damit werde "gewährleistet, dass die Konzernleitung die Corporate Steuerung effizient wahrnimmt und die Landesgesellschaften schneller und flexibel auf Markt- und Kundenbedürfnisse reagieren können", so die offizielle Pressemitteilung vom Freitag dieser Woche.
Aus der Konzernleitung scheiden aus: Der bisherige CTO Ingo Adolphs, der CIO wird, sowie Jorge Gállego und Espen Zachariassen. Beide letztgenannten Manager werden von Konzernleitungsentscheidungen entbunden und sollen sich als regionale Geschäftsführer auf ihre Landesgesellschaften konzentrieren.
Tom Brunner, seit rund 10 Jahren im Also-Konzern, wird im Rahmen des jüngsten Umbaus der Konzernleitung den Distributionskonzerns verlassen. Alle vier Manager, die nicht mehr der Konzernleitung angehören, tauchten in der offiziellen Pressemitteilung von Also nicht auf. Auf Nachfrage von CRN bestätigte ein Also-Sprecher die entsprechenden Aufgaben der drei Ex-Top-Manager, bzw. die Trennung von Tom Brunner.
Erstes Halbjahr: Also-Bilanz wieder im grünen Bereich
Finanziell hat Also das Tal 2024 verlassen. Zum Halbjahr 2025 legte Also eine Bilanz vor, die anders als 2024 wieder alle KPIs im grünen Bereich ausweist. Zum Umsatz trug der übernommenen britischen Wettbewerber Westcoast mit den Geschäften in UK und Frankreich bei, wenn auch nicht so stark als erhofft. Insgesamt kletterten die Erlöse im Konzern um 1,8 Prozent auf 6,95 Mrd. Euro. Also allein schaffte ein Plus von 8 Prozent und habe "den Markt übertroffen", hieß es bei der Vorstellung des Halbjahresergebnisses am 22. Juli 2025. Das Ebitda stieg um 32 Prozent auf 126 Mio. Euro, darin enthalten waren akquisitionsbedingte Einmalkosten von 6 Mio. Die Cloud Plattform von Also, mit der der Schweizer Distributor 2024 erstmals die Milliarden-Umsatzgrenze gerissen hatte, legte um 34 Prozent auf 845 Mio. Euro zu, die Zahl der registrierten Kunden in den von Also bedienten europäischen Ländern erreichte 5,5 Mio. – ein Plus von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Führungsmethode bei Also
Die Besetzung von Top-Führungspositionen im Schweizern Also-Konzern entscheidet das Kontrollgremium des Distributors – der Verwaltungsrat mit seinem Präsidenten Gustavo Möller-Hergt an der Spitze. Er war über 10 Jahre als CEO tätig, und er bestimmt nach wie vor die strategische Geschäftsausrichtung, wozu ihn, anders als das AG-Recht in Deutschland, das Schweizer Aktienrecht befugt. Diese Machtfülle gibt er auch nicht aus Hand.
Die Neuaufstellung der Konzernleitung nach seiner Ära als CEO erfolgte im Frühjahr 2024 nach gewohnter Dramaturgie: Möller-Hergt schickte zunächst acht Manager ins offene Rennen um seine Nachfolge, bis er schließlich Ende April Wolfgang Krainz den CEO-Posten gab.
Frühere Entscheidungen über die Besetzung von Top-Management-Posten hatte Möller-Herght ähnlich getroffen. In Deutschland beispielsweise erfolgte Mitte 2012 ein durchaus spektakulärer Umbau: Möller-Hergt hatte der in Straubing versammelten Channelpresse damals vier neue Geschäftsführer der deutschen Landesgesellschaft präsentiert - alle in weißen Hemden, ehrgeizig, drei davon aber auch unerfahren und später, wie sie CRN im Rückblick erzählen, zunehmend auch nicht bereit, sich dem enormen Druck auszusetzen und den damit befeuerten internen Machtkampf auszufechten. Bis auf den damaligen Sprecher dieser neu aufgestellten Führungsmannschaft von Also Deutschland haben die drei "jungen Wilden", Heino Deubner, Mattias Lorz und Stefan Klingelmair, den Distributor nach nicht einmal drei Jahren verlassen.
Das ist beim jüngsten Umbau der Konzernleitung anders. Von den acht Mitgliedern verlässt lediglich Tom Brunner Also. Drei treten ins zweite Führungsglied, vier der im Frühjahr 2024 ernannten Top-Manager der Konzernleitung bleiben im Amt. Ein größerer Aderlass an Top-Führungskräften will Verwaltungsratspräsident Möller-Hergt nicht riskieren. Denn mit der Übernahme von Westcoast steigt das Distributionsvolumen von Also auf rund 15 Mrd. Euro in Europa. Zudem will Also in den USA Fuß fassen. Viele erfahrene Manager müssen diesen Wachstumskurs umsetzen, auf ihnen baut der Expansionskurs von Also auf.
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