Kurssprung der Bechtle-Aktie nach optimistischem Blick aufs Jahresendgeschäft

Nach fünf Quartalen sinkender Gewinne beendet Bechtle die Ertragsschwäche und legt beim Vorsteuergewinn wieder zu. Die Geschäfte ziehen merklich an, vor allem im Ausland. Bleibt der Rückenwind im wichtigen Schlussquartal stark, könnte das Systemhaus seine Jahresziele erreichen.

"Wir sind zurück auf Wachstumskurs". Bechtle-Chef Thomas Olemotz zum dritten Quartal 2026. Die Bechtle-Aktie macht am Freitagvormittag einen Sprung um 15 Prozent (Foto: Bechtle)

Die gesamtwirtschaftliche Lage sieht Bechtle nach wie vor als angespannt, in Deutschland und Frankreich halten sich Kunden mit Investitionen weiterhin zurück. In Teilbereichen aber stellt das Systemhaus "eine gewisse Belebung" fest. Die ersten Kennzahlen für Oktober sind für Bechtle positive Indikatoren, dass sich die Wachstumsdynamik im traditionell für das Systemhaus starken Jahresendgeschäft in diesem Jahr fortsetzen könnte. An dem im März prognostizieren Jahreszielen hält Bechtle fest. Will der Konzern seinen vorausgesagten Vorsteuergewinn für das Gesamtjahr erreichen, wäre im vierten Quartal ein EBT-Wachstum von rund einem Viertel nötig.

Ein Plus von 25 Prozent wäre laut Bechtle-CEO Thomas Olemotz "ambitioniert", aber man habe auch schon der Vergangenheit bewiesen, "dass Bechtle in der Lage ist, einen sehr starken Endspurt zu zeigen".

Die Meldung am Freitagmorgen sorgt für einen starken Anstieg der Bechtle-Aktie: Im Xetra-Handel notiert das Papier mit einem Plus von fast 15 Prozent bei rund 40 Euro (11:45 Uhr).

Der Bechtle-Chef verweist auf ein Schlussquartal, in dem Bechtle auch schon einmal 40 Prozent seines Jahres-EBT erzielt habe, so Olemotz in der Telefonkonferenz am Freitagvormittag. "Der Trend im Oktober stimmt uns optimistisch", ergänzt er. Gleichwohl bleibt der CEO vorsichtig. "Sind die positiven Vorzeichen des Wachstums, die wir sehen, eine nachhaltige Trendwende? Wir können das heute leider nicht final beantworten", so Olemotz.

Was müsste passieren, dass Bechtle seine Jahresprognose 2025 vom März dieses Jahres (leichter Anstieg des Geschäftsvolumens von 7,95 Mrd. Euro in 2024, sowie ein EBT im Rahmen von minus 5 Prozent bis plus 5 Prozent von 531,3 Mio. Euri in 2024) nicht nur trifft, sondern vielleicht sogar übertriff? CEO Olemotz vereist auf einen "historisch hohen Auftragseingang". Ob die Aufträge auch im vierten Quartal in Umsatz umgemünzt werden können, hängt nicht zuletzt von der Lieferfähigkeit der Hersteller ab.

Umsatz und Gewinn im dritten Quartal im Plus

Bechtle sieht der CEO aber "zurück auf Wachstumskurs". Geschäftsvolumen, Umsatz und Ergebnis verzeichnen im dritten Quartal "zum Teil deutliches Wachstum". Nach fünf aufeinanderfolgenden Quartalen mit sinkenden Vorsteuergewinnen, legt das Ergebnis im Vergleich zur Vorjahresperiode mit einem Plus von 2,4 Prozent auf 80,5 Mio. Euro wieder zu. Gegenüber dem Vorjahr verbesserte sich das EBT sogar um ein Fünftel.

Das Geschäftsvolumen im Berichtszeitraum verbessert sich um 8,4 Prozent auf knapp 2,05 Mrd. Euro, der Quartalsumsatz liegt bei 1,59 Mrd. Euro – ein Plus von 5,1 Prozent.

"Wenn wir uns die einzelnen Quartale im Geschäftsjahr 2025 ansehen, ist ein klarer positiver Trend ersichtlich. Die Talsohle haben wir bereits durchschritten und sind zurück auf dem Wachstumspfad", kommentiert Bechtle-CEO Thomas Olemotz. Treiber des Aufschwungs sind die Märkte in Benelux, Großbritannien und in Spanien. Trotz "schwierigeren Rahmenbedingungen", die Olemotz in Deutschland, Frankreich und der Schweiz sieht, zeige sich auch hier eine für Bechtle "positive Entwicklung", so der Bechtle-Chef.

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Rückläufiger Umsatz in Deutschland und im Lösungsgeschäft

Allerdings sinkt der Umsatz in Deutschland von Juli bis September 2025 um 2,4 Prozent auf 892 Mio. Euro, während das Geschäft im Ausland um 16,5 Prozent auf 696,2 Mio. Euro zulegt. Das größte Wachstum verzeichnete im dritten Quartal 2025 Bechtles Handelsgeschäft mit B2B-Kunden. Die E-Commerce-Erlöse steigen um 19,5 Prozent auf 660,2 Mio. Euro, während das Systemhaus- und Managed-Service-Geschäft mit 928 Mio. Euro 3,3 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum bleibt.

Der für Akquisitionen wichtige Cash-Flow von Bechtle liegt zum Ende September 2025 bei 149,1 Mio. Euro und biete "genügend Spielraum für weiteres Wachstum".

Dass KI dezidiert ein Treiber des Geschäfts für Bechtle wäre, so wie Bechtles Herstellerpartner aus den USA Milliarden-Umsätze bezogen auf KI-Produkte melden, soweit will CEO Olemotz nicht gehen. "KI ist Basistechnologie und ist in fast allen Produkten der Hersteller integriert", sagt er. Eine KI-Reporting-Line in der Bechtle-Bilanz werde es daher nicht geben. Auch keine sprunghaft hohen Investitionen in KI.

Cisco, HPE: Mögliche Auswirkungen ihrer neuen Partnerprogramme für Bechtle

Negative finanzielle Auswirkungen aufgrund der Umstellung von Partnerprogrammen bei wichtigen Herstellern im Bechtle-Portfolio, vor allem Cisco und HPE, sieht der Bechtle-Chef nicht. "Wir stehen in engen Gesprächen mit den Herstellern und gehen aufgrund unserer starken Position davon aus, dass sich Bechtle keinesfalls verschlechtern wird", sagt Olemotz auf CRN-Nachfrage.

"Early Adopter": Index für Digitale Souveränität

Vom Trend zur digitalen Souveränität, der durch KI-basierte Datenanalyse-Modelle in Europa eifrig diskutiert wird, erhofft sich auch Bechtle Wachstumsimpulse und will Kunden bei ihren Infrastrukturprojekten unterstützen. Daher hat das Systemhaus in die Entwicklung eines "Index of Sovereignty" investiert, der im ersten Quartal 2026 ausgerollt wird. Kunden können damit den Grad an Datenhoheit, Herstellerabhängigkeit und eigenen Handlungsspielraum bestimmen. "Das ist einmalig in der IT-Branche", sagt Olemotz. Bechtle sei hier gegen seine Gewohnheit ein "Early Adopter" so der CEO. Investitionen in der Frühphase von Technologien, die in der Markteinführung erst noch am Anfang stehen, hat Bechtle auch bei KI bereits getätigt.

16.300 Beschäftigte dank Akquisitionen

Das strikte Kostenmanagement führte dazu, dass Bechtle freiwerdende Stellen nicht nachbesetze. Demnach sank die Zahl der Bechtle-Mitarbeiter um 1,6 Prozent, wurde aber wegen zahlreicher Zukäufe überkompensiert. So stieg die Zahl der Mitarbeitenden im Konzern um 4,4 Prozent auf 16.300 zum Ende September und damit rund 690 neue Beschäftigte.

Mit dem Ausbildungsstart im September ist die Anzahl der Auszubildenden und dual Studierenden im Vergleich zum Vorquartal angestiegen und lag zum 30. September 2025 bei 853 jungen Menschen.

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