Kampf um Chrome
Ein US-Gericht könnte Google demnächst dazu zwingen, den Internetbrowser Chrome zu verkaufen. Bisher galt nur OpenAI als ernsthaft daran interessiert, Chrome zu übernehmen. Doch jetzt legt unerwartet auch das KI-Start-up Perplexity ein Milliarden-Angebot vor.
Chrome hält sich seit Mai 2012 als der weltweit am meisten verbreitete Browser. In einem seit 2020 laufenden Kartellrechtsverfahren wird jetzt jedoch über die Zukunft von Chrome neu verhandelt. Hintergrund: Durch Zahlungen an diverse Hersteller soll Google unrechtmäßig dafür gesorgt haben, dass auf vielen Endgeräten die Suchmaschine voreingestellt ist. Darin sehen die Kartellwächter eine gesetzwidrige Behinderung des freien Wettbewerbs. Es droht deshalb ein Zwangsverkauf des den Markt dominierenden Webbrowsers.
Ringen der KI-Konkurrenten
Gleich zwei bekannte Unternehmen interessieren sich für den populären Google-Browser: OpenAI hat bereits Interesse vor geraumer Zeit Interesse angemeldet, Chrome übernehmen zu wollen. OpenAI könnte damit die eigene KI wesentlich einfacher als bisher an ein riesiges Publikum verbreiten. Doch sicher ist der Verkauf an OpenAI keineswegs. Aktuell positioniert sich auch das KI-Start-up Perplexity als möglicher Käufer und bietet 34,5 Milliarden US-Dollar für Chrome. Das Angebot übersteigt zwar deutlich den Börsenwert von Perplexity, der auf rund 18 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Aber der KI-Spezialist will bereits Investoren, darunter große Risikokapitalfonds, als Unterstützer gewonnen haben, die den Kauf finanzieren würden. Die von Perplexity abgegebene Milliarden-Offerte liegt ziemlich genau in der Mitte der letzten Schätzungen zum Wert von Chrome. Demnach beträgt der Wert des Google-Browsers 20 bis 50 Milliarden US-Dollar – die Betrachtungen liegen weit auseinander. Das Angebot Perplexitys liegt aber ziemlich exakt in der Mitte.
Breite Basis
Bislang signalisiert die Google-Mutter Alphabet jedoch keinerlei Interesse an einem Verkauf von Chrome, der – angeordnet von einem Gericht - fraglos ein schwerer Schlag für den Alphabet-Konzern wäre. Mit rund 3,5 Milliarden Nutzern kommt der Google-Browser auf über 60 Prozent Marktanteil. Doch das ist nicht alles. Unter dem Namen Chromium wird der Großteil des Quelltextes des Chrome-Webbrowsers unter der BSD-Lizenz als freie Software zur Verfügung gestellt. Auf Chromium basieren neben Chrome auch viele weitere Browser wie Microsoft Edge, Vivaldi, Brave und Opera. Auch der Browser Comet von Perplexity nutzt Chromium als Basis. Addiert man die Marktanteile der Chromium-Browser, kommt man auf rund 80 Prozent.
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