Jahresprognose von HPE sorgt für Verwirrung und dickes Minus an der US-Börse

Die Aktie von HPE ist gestern an der US-Börse um 10 Prozent gefallen. Der Konzern meldete zunächst eine für Analysten enttäuschende Umsatz- und Gewinnprognose, schob dann aber eine Änderung nach, nachdem ein "Schreibfehler" entdeckt worden war. CEO Antonio Neri präzisierte diesen einmaligen Vorgang.

HPE-Chef Antonio Neri suchte nach der Kommunikationspanne am Donnerstag um eine zunächst fehlerhafte Umsatz- und Gewinnprognose das persönliche Gespräch mit Analysten (Foto: CRN)

Die Prognose für das Geschäftsjahr 2026, die HPE am Donnerstag vorlegte, sorgte für ein Minus an der Wall Street von zwischenzeitlich deutlich mehr als 10 Prozent. Aus dem US-Handel, 22 Uhr gestern Abend deutsche Zeit, gingen die Papiere bei 22,50 US-Dollar – ein Minus von 10,1 Prozent. Kurz nach Veröffentlichung des so genannten 8K-Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC entdeckte HPE jedoch einen "Schreibfehler" in der Meldung und reichte eine korrigierte Fassung nach. Da war der Kursrutsch aber schon passiert, zu einem signifikanten Kursanstieg im Laufe des Handelstages kam es nicht mehr.

HPE spricht in der Originalfassung des korrigierten Berichts von einem "scrivener's error". Umgangssprachlich kann man das mit "Schreibfehler" übersetzen. Der Begriff ist aber ein Terminus Technicus aus dem angloamerikanischen Rechtswesen und wird im Zusammenhang mit Tippfehlern, Zahlendrehern oder fehlerhaften Formulierungen verwendet. Man will damit klarstellen - und sich vor drohenden Klagen schützen, dass eine korrigierte Fassung keinesfalls der Intention und Absicht einer vorherigen Erklärung zuwiderlaufe.

Umsatzprognose deutlich zweistellig

In der geänderten Meldung wies HPE auf den "Schreibfehler" im vorherigen Bericht hin, der eine Umsatzwachstumsprognose zwischen 5 bis 10 Prozent enthielt. Richtig hätte es heißen müssen, dass HPE von einem pro forma Umsatzwachstum von 17 bis 22 Prozent für das Geschäftsjahr 2026 ausgeht. Die Prognose von HPE umfasst die kombinierten Ergebnisse von HPE und Juniper Networks, das HPE im Juli für 13,4 Milliarden US-Dollar übernommen hat.

"In Fußnote 2 dieser Pressemitteilung gab es einen Schreibfehler in Bezug auf die Umsatzwachstumsprognose, in der es hätte heißen müssen: 'Die Wachstumsraten beinhalten die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2025, die um die Ergebnisse von Juniper aus den acht Monaten vor Abschluss der Übernahme bereinigt wurden'", erklärte HPE in der geänderten 8K-Meldung. "Ohne diese Anpassung wird für das Geschäftsjahr 2026 ein Umsatzwachstum von 17 bis 22 Prozent und langfristig von 8 bis 11 Prozent erwartet."

In einem Interview mit CNBC wies HPE-Chef Antonio Neri darauf hin, dass die Prognose für das Geschäftsjahr 2026 von einem nicht GAAP-konformen verwässerten Gewinn pro Aktie von 2,20 bis 2,40 US-Dollar bei einem Umsatzwachstum von 5 bis 10 Prozent eine "Pro-forma"-Prognose für das Geschäftsjahr 2026 wäre. "Ich denke, die Wall Street muss sich noch etwas Zeit nehmen, um unsere Prognose für 2026 zu verstehen", sagte Neri. "Die Prognose für 2026 war eine Pro-forma-Prognose. Das bedeutet, dass wir die Basislinie neu festgelegt haben, da wir nur die vier Monate von Juniper in unsere Ergebnisse für 2025 einbezogen haben. Wir wollten also ganz transparent machen, dass die Wachstumsrate im hohen einstelligen Bereich liegen würde, aber wenn man sich die gemeldeten Zahlen ansieht, würde sie zwischen 17 Prozent und 23 Prozent liegen".

Neri ging auch auf die Barmittel und das Betriebsergebnis ein. Er sagte, dass sich HPE verpflichtet habe, bis zum Geschäftsjahr 2028 einen freien Cashflow von 3,5 Mrd. US-Dollar zu erzielen. Der Betriebsgewinn soll um 11 bis 17 Prozent in den nächsten drei Jahren zulegen.

HPE kündigte auf seiner Wertpapieranalystenkonferenz außerdem eine Erhöhung der jährlichen Dividende für das Geschäftsjahr 2026 um 10 Prozent an, die an die Aktionäre ausgezahlt werden soll. "Bis 2028 werden mehr als 75 Prozent unserer Barmittel an die Aktionäre zurückzahlen", sagte Neri.

"Ich denke, die Reaktionen heute Morgen [Donnerstagfrüh, US-Ostküstenzeit, ET] beziehen sich eher auf die Prognose für 2026, die wir erneut auf Pro-forma-Basis abgegeben haben. Das ausgewiesene Umsatzwachstum wird also zwischen 17 und 23 Prozent liegen, was natürlich sehr hoch ist. Wir werden unseren Betriebsgewinn um 10 bis 18 Prozent steigern. Ich denke, die Investoren müssen sich die Zahlen noch einmal genau ansehen".

Erweiterung Aktienrückkauf-Programm beschlossen

Der Vorstand von HPE hat außerdem einen zusätzlichen Aktienrückkauf in Höhe von 3 Mrd. US-Dollar genehmigt, wodurch sich die Gesamtgenehmigung für Aktienrückkäufe auf 3,7 Mrd. Dollar beläuft. HPE plant, diese Rückkaufgenehmigung zu nutzen, um in den nächsten drei Jahren Schulden in Höhe von 4 Mrd. Dollar im Zusammenhang mit der Übernahme von Juniper zu tilgen.

"Aus Investitionssicht verfügen wir nun über ein hervorragendes Portfolio, sodass wir weiterhin organisch in das Geschäft investieren werden", sagte Neri. "Letztendlich glauben wir, dass man beim Betriebskapital für KI natürlich sehr diszipliniert vorgehen muss. Deshalb ist unser Fokus auf staatliche und unternehmerische KI so wichtig, wo bereits mehr als 50 Prozent unserer Aufträge liegen."

Auf Kommentare zu einigen Unternehmen, die "alle Vorsicht in den Wind schlagen", während HPE "sehr umsichtig" ist, antwortete Neri: "Ich bin sehr umsichtig. Ich bin im Geschäft, um Geld zu verdienen, nicht um Geld zu verbrennen."

Artikel mit Material unseres geschätzten Kollegen Steven Burke, der seinen Bericht am Donnerstag auf crn.com veröffentlicht hat.

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