iPhone 17 Air und Co.: Apple als Dünnbrettbohrer
Die Neuheiten bei Apples Kernprodukt halten sich in Grenzen: Das iPhone 17 und seine Pro- und Pro-Max-Ableger erhalten überschaubare Upgrades und bekommen ein dünneres Air-Modell zur Seite gestellt, dessen schlanke Linie die buckligen Schwächen nur schwer kaschieren kann. Von KI ist bei Apple indes weiterhin keine Spur zu sehen.
War Apples alljährliches iPhone-Event früher selbst für Nicht-Fanboys ein absolutes Muss mit spannenden Ein- und Ausblicken, die in den folgenden Monaten oft auch die Smartphones und das Drumherum anderer Hersteller nachhaltig beeinflussten, sind diese Zeiten seit zwei bis drei Jahren vorbei. Und auch in diesem Jahr gab es bei Apples Neuvorstellungen deutlich mehr gähnende Langeweile als Aha-Momente. Mutige Innovationen, einst Apples Markenzeichen, fehlten völlig und so gab es auch nichts wirklich Überraschendes zu sehen, zumal alle wesentlichen Infos zu den eher lauwarmen Neuerungen bereits vorab durchgesickert waren.
iPhone 17 Air: Abstriche mit großem Buckel
Der einzig halbwegs ernsthafte Aspirant auf das Prädikat "Neuheit" ist in diesem Jahr das iPhone 17 Air, das laut CEO Tim Cook den "größten Sprung in der Geschichte der iPhones" markiert. Objektiv betrachtet ist eher diese Aussage ein ziemlich gewagter Sprung, denn außer dünn ist das Gerät nicht sonderlich viel. Mit 5,6 Millimetern ist es schlanker als alle bisherigen iPhones, der Preis dafür ist jedoch hoch: Für einen UVP weit jenseits der 1.000 Euro müssen die Käufer mit allerlei Abstrichen leben. Den größten Verzicht verlangt Apple seinen Kunden just in jenem Bereich ab, in dem seine iPhones in den letzten Jahren noch in der Smartphone-Spitzengruppe mitspielen konnten, der Fotografie. Denn das seit einigen Generationen übliche Kamera-Triple, das schon die Standard-Geräte sichtbar ausbeult, findet keinen Platz unter der schlanken Haube. Stattdessen gibt Apple dem iPhone 17 Air nur eine "Fusion" Hauptkamera mit 48 Megapixeln mit, während in der Front ein 18-Megapixel-Sensor für Selfies und Facetime steckt.
Ebenfalls deutlich schlanker als bei den anderen iPhones fällt auch der Akku aus, der laut Apple mit seinen 3.149 mAh für einen Tag ausreichen soll. Bedenkt man, dass einer der größten Kritikpunkte am regulären iPhone 16 mit seinen 3.500 mAh Akkukapazität die geringe Ausdauer ist, ist das keine optimale Voraussetzung. Um damit die versprochenen Laufzeiten zu erreichen, braucht Apple entweder Magie oder aber technische Tricks. Somit steht zu vermuten, dass in diesem Sinne auch die normalerweise durchaus konkurrenzfähige Leistung des verbauten A19-Pro-Chips etwas ausgebremst wird, um seinen Energiebedarf zu zügeln. Erste Benchmarks werden schnell zeigen, ob und inwieweit das iPhone Air hier hinter seinen Schwestermodellen iPhone 17 Pro und Pro Max zurückbleibt, die den gleichen Chip mit seiner Kombination aus 6 CPU- und 5 GPU-Kernen nutzen.
Ansonsten bewegt sich das iPhone Air immerhin auf solidem Oberklasse-Niveau. Dem A19 Pro stehen bis zu 12 GB RAM zur Seite. Das 6,6 Zoll Always-On-Display schließt mit seiner Bildwiederholrate von 120 Hertz immerhin zur Konkurrenz auf. Ein Rahmen aus hochwertigem Titan soll dafür sorgen, dass sich das schlanke iPhone 17 Air nicht wie mancher Vorgänger in der Tasche verbiegt ("Bendgate"). Die Vorder- und Rückseite werden von Ceramic Shield 2 geschützt, das nochmals deutlich kratzfester als der Vorgänger sein soll. Unbedingt erwähnenswert ist auch, dass das iPhone 17 Air weltweit nur mit eSIM ausgeliefert wird, ein physischer SIM-Slot ist nicht vorhanden. Ein Fortschritt, der in der Praxis leider noch immer regelmäßig zu Problemen beim Wechsel von Providern und Geräten führt.
IPhone 17 Air: Frankenstein lässt grüßen
"Dieser enorme Sprung bei Design und Konstruktion ist nur durch Innovationen von Apple möglich, insbesondere durch die Apple Chips", findet John Ternus, Senior Vice President of Hardware Engineering bei Apple. Mit diesen Chips meint er neben dem A19 Pro die beiden Vertreter N1 und C1X, die für Drahtlos-Verbindungen via WLAN 7, Bluetooth 6 (N1) und Mobilfunk (C1X) zuständig sind und ebenfalls mit unter dem allzu deutlichen Kamerabuckel stecken. Trotz aller blumigen Zuschreibungen von Apple sind sie weder sonderlich innovativ noch konkurrenzfähig und eher aus der Notwendigkeit der ewigen Patentstreitigkeiten mit Unternehmen wie Qualcomm entstanden. Insofern kann man Ternus durchaus zustimmen. Ein Sprung ist das iPhone Air allemal – zumindest technologisch aber eher zurück als vorwärts.
Alles in allem bietet das neue iPhone 17 Air ein Hardwarepaket, vor dem sich die Konkurrenz nicht fürchten muss. Vor allem, da es zugunsten des Designs einige deutliche Rückschritte macht und so wie eine Art Frankenstein-Smartphone anmutet, das aus alten und neuen Technologien Teilen zusammengeflickt wurde. In den Worten von Ternus werden natürlich selbst dessen Krücken wie die Kameras im Sinne des Marketings zum großartigen Feature umgedeutet: "Das iPhone Air ist ein ganz neues Mitglied der iPhone Familie und hat fortschrittliche Features, die unsere Nutzer:innen lieben werden, wie Pro Performance, ein vielseitiges 48 MP Fusion Kamera-System, unsere innovative Center Stage Frontkamera und großartige Batterielaufzeit für den ganzen Tag – alles in einem wegweisenden Design, das sich anfühlt, als hielte man die Zukunft in der Hand." So bleibt es letztendlich fraglich, was der ultraschlanke Body hilft, wenn dadurch doch sowohl optisch die Kamera als auch technisch die dafür notwendigen Hardware-Kompromisse umso deutlicher hervortreten.
Das iPhone 17 Air kann ab Freitag den 12. September in den Farben Space Schwarz, Wolkenweiß, Lichtgold und Himmelblau vorbestellt werden und kommt eine Woche (19. September 2025) später in den Handel. Der empfohlene Verkaufspreis für das Basismodell mit 256 GB beginnt in Deutschland bei 1.199 Euro, während er in den USA unter 1.000 Dollar liegt. Für das Speicherupgrade auf 512 GB oder 1 TB werden jeweils 250 Euro mehr fällig.
Dazu bietet Apple spezielles Zubehör wie die Ladegeräte "40W Dynamic Power Adapter" (45 Euro) und das für Qi2 mit 25W zertifizierte "MagSafe Ladegerät" (ab 49 Euro), die Schutzhüllen "iPhone Air Bumper" (45 Euro) und "iPhone Air Case mit MagSafe" (59 Euro) sowie ein Crossbody-Band (69 Euro). Besonders interessant ist jedoch die "MagSafe Batterie". Sie gleicht die schwache Batterie des schick schlanken iPhone 17 Air aus – zum Preis von 119 Euro und einem hässlichen Buckel, der die ganze Idee des Geräts ad absurdum führt.
iPhone 17 – ohne Plus
Wie gehabt rückt das Basismodell iPhone 17 in einigen wenigen Bereichen etwas näher an die Pro-Modelle der vorherigen Jahrgänge heran. Sein "Super Retina"-Display wächst auf 6,3 Zoll (iPhone 16: 6,1 Zoll) an und wartet nun ebenfalls mit einer 120-Hertz-Bildwiederholrate auf. Ein Sprung, den Konkurrenten schon vor fast 10 Jahren eingeläutet haben, und der auch beim Pro-Modell seit der Generation 13 Standard ist. Bei Kamera, Prozessor (A19) und den anderen Komponenten tut sich nichts Erwähnenswertes. Damit verdeutlicht das iPhone 17 einmal mehr, dass das ursprüngliche iPhone nicht viel mehr als ein überteuertes Einstiegsmodell ist, das die Kunden eigentlich zu den Pro-Modellen lotsen soll. Eine Strategie, die so erfolgreich funktioniert, dass Apple mit dem Jahrgang 17 das größere Plus-Modell abschafft, nachdem es in der schmalen Nische zwischen Standard und Pro zuletzt sowieso nurmehr ein bei den Kunden ungeliebter Platzhalter war.
Das iPhone 17 kommt am Freitag den 19. September in den Handel, kann aber schon eine Woche vorher vorbestellt werden. Als Farben sind Schwarz, Lavendel, Nebelblau, Salbei und Weiß wählbar. Der empfohlene Verkaufspreis beginnt bei 949 Euro für das Modell mit 256 GB Speicher. Auch hier gibt es wieder einen deutlichen Unterschied zu den USA, wo es schon für 799 Dollar zu haben ist.
iPhone 17 Pro / Pro Max
Immerhin etwas mehr Neues gibt es auch beim iPhone 17 Pro und iPhone 17 Pro Max, die den stärkeren A19 Pro Prozessor erhalten, der auch im iPhone 17 Air steckt. Eine neue Vapor-Chamber-Kühlung soll dafür sorgen, dass er möglichst effizient arbeiten kann und selbst unter Last nicht überhitzt. Andererseits deutet auch das wieder auf eine gedrosselte Leistung beim iPhone 17 Air hin, da dieses nicht über die effizientere Kühlung verfügt. Das Display des iPhone 17 Pro bleibt bei 6,3 Zoll, das des iPhone 17 Pro Max bei 6,9 Zoll. In einem Punkt gibt es bei den Pro-Modellen allerdings auch ein Downgrade: Im Gegensatz zum iPhone Air rückt Apple bei den Pro-Modellen wieder vom Titan-Rahmen ab und kehrt zurück zu Aluminium. Der Konzern begründet das mit dem etwas geringeren Gewicht. Dass die jetzt ebenfalls mit Ceramic Shield geschützte Rückseite kratzfester sein und hübsche neue Farbspiele bieten soll, ist insofern irrelevant, als die meisten Nutzer die Geräte sowieso in eine Hülle stecken.
Kamera-Upgrade für iPhone 17 Pro und Pro Max
Die größten Veränderungen bei den neuen Pro-iPhones sind jedoch bei den Kameras zu verzeichnen. So steigt die Auflösung der Frontkamera von 12 auf 18 Megapixel. Wichtiger ist hier jedoch der neue Sensor, der rund doppelt so groß und zudem quadratisch ist. Dadurch kann er sowohl im Hoch- als auch im Querformat mit gleicher Qualität aufnehmen. Das erlaubt es dem Nutzer, sich die physische Drehung des Smartphones für verschiedene Ausrichtungen zu sparen und durch die Software erledigen zu lassen. Das ist sicherlich praktisch, aber auch keineswegs neu.
Dass sich auch bei den Hauptkameras einiges verändert, lässt sich schon optisch daran erahnen, dass das Kameraquadrat nun zu einem breiten Balken im Stile von Googles Pixel-Smartphones herangewachsen ist. Laut Apple dient das deutlich größere Kameragehäuse unter anderem dazu, einen achtfachen Zoom zu ermöglichen. Tatsächlich hat diese Behauptung allerdings einen ähnlich großen Buckel wie die neuen iPhones. Denn die echte optische Vergrößerung bleibt bei 4x, der Rest wird per Cropping erreicht, wie es die Konkurrenz schon seit Jahren bietet. Gleichermaßen übertrieben wirkt die Werbebotschaft, dass die drei 48 MP "Fusion" Kameras (Haupt, Tele, Weitwinkel) im Endeffekt "wie acht Objektive" seien. Und auch für den Schritt zu 8K-Videos, der für Apple neu und wichtig, an anderer Stelle aber längst bekannt ist, gilt ähnliches. Damit dürften die Kamera-Upgrades vor allem professionelle Nutzer wie Influencer und andere Content-Creators erfreuen, die nun auch mit einem iPhone konkurrenzfähige Bilder und Videos erzeugen können.
Das iPhone 17 Pro und iPhone 17 Pro Max sind in den drei "fantastischen" neuen Farben Tiefblau, Cosmic Orange und Silber erhältlich. Auch sie können ab Freitag den 12. September vorbestellt werden und sind ab Freitag 19. September offiziell im Handel erhältlich. In der Basisversion mit mageren 256 GB Speicher kostete das iPhone 17 Pro 1.299 Euro, das iPhone 17 Pro 1.449 Euro. Das Speicherupgrade auf 512 GB schlägt jeweils mit 250 Euro zu Buche, der Aufpreis für 1 TB liegt bei 500 Euro. Das iPhone 17 Pro Max gibt es zusätzlich auch mit 2 TB, in dieser Vollausbaustufe kostet es dann 2.449 Euro.
Apple Watch / Ultra / SE
Die 11. Generation der Apple Watch folgt dem bekannten Muster der Verbesserung in Trippelschritten. Dazu gehören etwa der neue S10-Chip, die Integration von 5G sowie eine verlängerte Akkulaufzeit, die statt 18 nun 24 Stunden erreichen soll. Zudem ist die Smartwatch etwas dünner geworden. Größte Neuerung ist damit der von mehreren Leakern vorab schon angekündigte für die Messung, oder vielmehr Abschätzung, des Blutdrucks. Die Light-Variante SE kommt weiterhin ohne diese Funktion und auch ohne den verbesserten Akku. Im Premium-Segment bekommt die Apple Watch Ultra 3 ein größeres und helleres Display und ebenfalls eine längere Laufzeit. Das Outdoor-Modell wird darüber hinaus mit Satellitenkommunikation für Notfälle aufgewertet, die allerdings nicht in allen Regionen nutzbar ist.
AirPods Pro 3
Die neuen AirPods Pro lassen sich schon optisch sofort an den verkürzten Stielen erkennen, durch die auch das neue Ladecase etwas kompakter ausfällt. Im Inneren der Hörer soll der neue H3-Chip für besseren Klang und effizienteres Active Noise Cancelling (ANC) als bei den Vorgängern sorgen. Das wichtigste Feature ist allerdings die neue Live-Übersetzung, deren Inhalte parallel als Text auf dem iPhone angezeigt werden können. Hier holt Apple zum Mitbewerb auf, der ähnliches schon länger integriert.
Apple ignoriert den KI-Trend weiter hartnäckig
Mindestens ebenso wichtig wie das Vorgestellte ist in diesem Zusammenhang allerdings das Fehlende. Der letzte Punkt zeigt besonders deutlich auf, was bei Apples Präsentation auch diesmal nicht im hier und jetzt angekommen ist – vor allem bei den iPhones, aber auch den anderen Produktgruppen: Das Trendthema Künstliche Intelligenz findet bei Apple weiterhin nur in Nebensätzen und Randnotizen statt und hinterlässt somit in der heutigen Zeit ein gewaltiges schwarzes Loch im Portfolio. Nachdem Apple das Thema jahrelang verschlafen hatte und dann im letzten Jahr mit einer als Fake entlarvten KI-Variante von Siri auf die Nase gefallen war, wird Apple Intelligence offiziell weiterhin als Beta geführt.
Dementsprechend fehlen auch die KI-Features, die bei den Smartphone-Neuvorstellungen der Mitbewerber im Zentrum stehen. Damit scheint es immer wahrscheinlicher, dass es Apple in Sachen KI weniger am Willen als vielmehr am Können fehlt. Das jedoch könnte selbst für einen Giganten wie Apple gefährlich werden. Dann angesichts der rapiden R-Evolution, die KI derzeit in vielen Produktsegmenten anstößt, wird es künftig nicht mehr reichen, in der Produktentwicklung lediglich ein paar Specs wie die SoC-Leistung oder Kameraauflösung nach oben zu schrauben.
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