Industrie-SSD mit integriertem Killswitch
Der Speicherspezialist Teamgroup hat eine für raue Arbeitsumgebungen geeignete SSD mit eingebautem Selbstzerstörungsmechanismus vorgestellt. Auf Knopfdruck löscht der robuste Speicherzwerg alle Daten oder macht die Flash-Chips physisch unbrauchbar.
Was wäre das Actionkino wohl ohne den berühmten "großen roten Knopf", mit dem seit Jahrzehnten in Agentenfilmen, Thrillern und SciFi-Epen die Selbstzerstörung von Geräten, Bauten, Fahr- und Flugzeugen, Raumschiffen, oder gar ganzen Planeten eingeläutet wird, damit sie nicht den Feinden in die Hände fallen? Jetzt hält dieses James-Bond-Feeling mit der "P250Q" von Teamgroup auch in der IT und OT Einzug. Dahinter verbirgt sich allerdings keine sagenumwobene Geheimwaffe a la "Omega 13", sondern eine robuste Industrie-SSD, die gleich zwei verschiedene Selbstzerstörungsmodi mit unterschiedlicher Zerstörungskraft mitbringt.
Sicheres Datenlager in der Tiefkühltruhe
Rein äußerlich sieht sie im Gegensatz zu dem meisten Selbstzerstörungsgeräten in Film und Fernsehen zunächst reichlich unspektakulär aus, eben wie ein handelsüblicher NVMe-Riegel. Dennoch hat es die M.2-SSD auf den zweiten Blick gleich in mehrfacher Hinsicht in sich. Das beginnt schon damit, dass sie extra für industrielle Umgebungen entworfen wurde und dementsprechend stabil ist. So kommt sie etwa selbst mit Temperaturen um den Gefrierpunkt und von bis zu 70 Grad Celsius am Einsatzort problemlos klar, ohne dass der 112-lagige 3D NAND TLC-Flash oder die darauf gespeicherten Daten gefährdet wären. Zur reinen Datenlagerung kann sie mit einer Minimaltemperatur von -55 Grad theoretisch sogar eingefroren werden, solange nur die Luftfeuchtigkeit unter 95 Prozent bleibt.
Im Betrieb verkraftet die P250Q laut Herstellerangaben dauerhaft Stöße von 50G/11ms und Vibrationen mit einer Energie von 7,69 Grms bei Frequenzen zwischen 20~2000 Hz/random, was den militärischen Standards MIL-STD-202G (Test condition A) und MIL-STD-810G General entspricht. Inaktiv sollen die Daten sogar bis 1.500G/0,5ms sicher sein. Sie eignet sich damit selbst für den Einsatz in Militärfahrzeugen, Baumaschinen, Produktionsstääten und ähnlich anspruchsvollen Umgebungen und soll dort trotz aller dort zu erwartenden Widrigkeiten eine mittlere Betriebsdauer (MTBF) von mehr als 3 Millionen Stunden erreichen. Und auch die Performance leidet nicht unter der Robustheit. Als maximale Lese- und Schreibwerte (sequentiell) des PCIe-Gen4(x4)-Laufwerks werden 7.000 und 5.500 MB/s angegeben. Die Leistungsaufnahme bleibt mit maximal 3,3V x 1.358 mA im bei industriellen Anwendungen üblichen niedrigen Rahmen.
Killswitch löscht SSD sofort
Doch bei all dieser Härte hat die SSD auch einen weichen Kern, und zwar in Form eines Anschlusses für besagten großen oder auch kleinen roten Knopf. Drückt man(n) diesen für fünf bis zehn Sekunden, beginnt die Platte damit, automatisch alle Daten zu löschen. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr. Um der klassischen Hollywood-Variante vorzubeugen, nach der kurz vor dem Exitus noch schnell ein cleverer Geheimagent die Kabel durchzwickt, verfügt die P250Q über eine »Auto-Resume«-Automatik. Diese sorgt dafür, dass die Löschung selbst bei Stromausfällen zu Ende gebracht wird. Zur Kontrolle wird der Löschungsfortschritt auch noch optisch mittels einiger LEDs angezeigt.
Und wer im angesichts eines drohenden Datendiebstahls ganz auf Nummer sicher gehen will, der hält den Knopf einfach noch etwas länger gedrückt. Dann nämlich wird Stufe 2 in Form der Hardware-Selbstzerstörung eingeleitet. Dabei werden die Flash-ICs über einen dedizierten Zerstörungskreis mit Überspannung abgeschossen und somit die Daten physisch unbrauchbar gemacht. Während die SSD nach einer Software-Selbstzerstörung mit Variante 1 weiterverwendet und neu bespielt werden kann, wird sie durch diese Variante 2 komplett unbrauchbar.
Mit diesem Killswitch eignet sich die SSD vor allem für Einsatzgebiete wie das Militär oder Geheimdienste und Politik, in denen Robustheit und Datensicherheit gleichermaßen kritische Faktoren sind. Doch auch abseits von James Bond und ähnliche Gesellen mit Notfallbedarf macht ihr Einsatz durchaus Sinn. Beispielsweise kann sie auch einfach an Stellen in der Produktion oder Logistik genutzt werden, an denen eine regelmäßige Löschung gefragt ist, ohne dafür erst den Umweg über eine Konsole oder ähnliches gehen zu müssen. Hersteller, Reseller und Systemhäuser können die Teamgroup P250Q mit Kapazitäten von 256GB, 512GB, 1TB und 2TB über die Distribution beziehen, zum Beispiel bei Ecom und Wave.
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