Impossible Cloud Network wird mit 475 Mio. Euro bewertet
Vier Jahre nach der Gründung wird der deutsche Datacenter-Anbieter Impossible Cloud Network mit fast einer halben Milliarde Euro bewertet. Datensouveränität in der EU lockt Investoren an, auch aus den USA. Ein Widerspruch?
Impossible Cloud Network (ICN) wurde 2021 von Kai Wawrzinek und Christian Kaul gegründet, eigenen Aussagen zufolge habe der auf Storage und Clouddienste spezialisierte Datacenter-Anbieter mit Sitz in Hamburg über 1.000 Kunden und erziele jährlich wiederkehrende Einnahmen von über 5 Mio. Euro. Mit seiner dezentralen Datacenter-Strategie stellt sich Impossible Cloud gegen branchenführende US-Hyperscaler auf, allen voran AWS, Google Cloud Amazon und dem chinesischen Anbieter Alibaba Cloud auf. Eigenverantwortung der Nutzer und Datensouveränität sehen im Vordergrund.
"ICN entwickelt eine open-source-orientierte und modulare Cloud-Infrastruktur, die keiner zentralisierten Kontrolle unterliegt und Storage, Compute und Networking nahtlos auf globaler Ebene integriert. Damit schafft ICN eine leistungsstarke Alternative zu klassischen Cloud-Anbietern, die aufgrund zentralisierter Strukturen häufig nur eingeschränkte Kontrolle über Daten und geringe Transparenz bieten", beschreibt das Unternehmen seinen Vorteil.
Nun hat sich NGP Capital an Impossible Cloud beteiligt, man habe einen "perfekten Partner gefunden, der über fundiertes Fachwissen im Bereich Cloud- und Edge-Computing sowie im Management großer Infrastrukturen verfügt", so Wawrzinek, Mitbegründer von ICN. Wie hoch der Anteil von NGP Capital an ICN ist, gab das Unternehmen nicht bekannt. Im Zuge der Neubewertung wurde für ICN ein Unternehmenswert von 475 Mio. US-Dollar ermittelt, was mehr als das 80-fache des Umsatzes bedeutet. Der Investor rechnet mit einem steigenden Bedarf an Datensouveränität im Cloud-Umfeld und ist bereit, für ICN entsprechend tief in die Tasche zu greifen.
"Wir glauben, dass ICNs innovativer dezentraler Ansatz das Potenzial hat, die Cloud-Landschaft neu zu gestalten, indem er Datenschutz und Datensouveränität bietet. Die beeindruckende Entwicklung und das erfahrene Team positionieren das Unternehmen als führend bei der Entwicklung der nächsten Generation von Cloud-Infrastruktur", sagt Ossi Tiainen, Partner von NGP Capital. "Diese Partnerschaft unterstreicht die starke Synergie zwischen dem Engagement für europäische Datensouveränität von NGP Capital und der dezentralen Architektur von ICN".
Mit mehr als 1,6 Milliarden gemanageten Assets und 19 Unicorns, darunter 11 Börsengängen, sei NGP Capital "ein idealer Partner für die globale Expansion von ICN, da das Unternehmen über eine große Erfahrung in der Skalierung von Infrastruktur und Konnektivität verfügt", heißt es in der Pressemitteilung von ICN.
Vertrieblich arbeitet ICN mit dem Channel zusammen: Technologiepartner, Reseller, MSPs und Distributoren.
Börsennotierung der nativem Token ICNT geplant
Die Hanseaten finanzieren sich auch durch die Ausgabe der Kryptowährung ICNT und haben 1 Mrd. dieser nativen Token herausgegeben. 700 Mio. wurden bereits an Mitarbeiter, Investoren, Partner und andere Begünstigte zugeteilt. Die Anteile sollen zu einem späteren Zeitpunkt handelbar gemacht werden. "Die bevorstehende Notierung von ICNs nativem Token, ICNT, an etablierten Börsen wird die Zugänglichkeit und das Wachstum fördern. Da der geopolitische und regulatorische Rückenwind digitale Souveränität und Cloud-Alternativen begünstigt, ist ICN strategisch für die nächste Ära des Internets positioniert und treibt KI-Agenten, Unternehmenssoftware und digitale Ökosysteme an", ist der Investor überzeugt.
Trotz der dezidierten Aufstellung als Cloud- und Datacenter-Anbieter aus und für Europa mit einer Vision, Datenhoheit und Datensouveränität zu gewährleisten, verbindet sich ICN mit NGP Capital – einer Investmentgesellschaft, deren Hauptsitz in Palo Alto und damit im Silicon Valley ist. Ein Widerspruch? Wo doch die US-Regierung auf US-Technologiekonzerne Druck ausübt, beispielsweise Dienste für einzelne Personen zu sperren, und sich wohl auch nicht scheuen würde, US-Investoren ebenfalls unter Druck zu setzen.
Im Interview mit der Welt am Sonntag vor zwei Wochen hatte Kai Wawrzinek auf die Frage, ob der Einstieg eines US-Investors nicht kritisch sei, wie folgt geantwortet: Wir hatten schon Anfragen von großen Playern, auch aus Asien. Aber das wäre gegen unsere Logik. Ich selbst habe einiges investiert, es gibt andere große Investoren aus Deutschland. Man muss die Vision intakt lassen, und da passt es nicht, die US-Tech-Konzerne, denen man ja Konkurrenz machen will, mit am Tisch zu haben".
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