CRN-Exklusiv: Gründer von Aagon von Geschäftsführerposten entbunden

Acht Monate nach dem Verkauf ihres Softwareunternehmens Aagon an Genui zieht der Investor die Reißleine und entbindet die Gründer Wilko Frenzel und Sascha Häckel von ihren Ämtern. Der neue Chef steigt zu einem richtigen Zeitpunkt beim IT-Management-Anbieter aus Soest ein. Die Nachfrage ist groß und könnte noch höher sein, hätte Aagon das Channelgeschäft ausgebaut. Das soll jetzt unter dem neuen Chef passieren.

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Jürgen Vogler ist neuer Chef bei Aagon, die Gründer des Softwareherstellers für das IT-Management scheiden aus dem Unternehmen (Foto: Jürgen Vogler/Linkedin)

Wilko Frenzel und Sascha Häckel sind aus der Geschäftsführung von Aagon ausgeschieden. Die Führung des IT-Management-Softwarehauses übernimmt Jürgen Vogler. Der Manager kommt von msg systems, wo er die letzten beiden Jahre als Partner und Security Advisor gearbeitet hat. "Die Entscheidung weiterzuziehen kam durch eine wunderbare neue Herausforderung, die an mich herangetragen wurde", kündigte Vogler am vergangenen Mittwoch auf Linkedin an". CRN war über den Wechsel vorab informiert. An diesem Freitag soll Aagon die Personalie offiziell bekanntgeben.

Vogler führt Aagon zusammen mit dem für Finanzen zuständigen Dirk Schemmann. Den Manager setzte Investor Genui kurz nach der Übernahme der Firmenanteile von Wilko Frenzel und Sascha Häckel Anfang dieses Jahres ein. Frenzel und Häckel hatten Aagon 1992 gegründet.

Man habe im Zuge der Übernahme mit den Eigentümern eine "mittelfristige" Nachfolge vereinbart, erfuhr CRN von gut informierten Kreisen. Dass der Wechsel an der Spitze nun doch so schnell erfolgt, deuten Insider mit dem nachlassenden Willen der ehemaligen Eigner, Aagon auf Wachstumskurs zu halten und das "Momentum" für eine zügige Ausweitung der Marktabteile zu nutzen. Die Nachfrage nach Lösungen für das IT-Management sei sehr groß, die sehr guten Zahlen bei Aagon sollen das belegen, wie Insider gegenüber CRN berichten.

Allerdings gab es bei Aagon einige Abgänge in den letzten Monaten. So verließ der für den Channel zuständige Sascha Kaiser bereits im April den Softwarehersteller und wechselte zu DMS-/ECM-Anbieter Docuware. Vertriebsleiter Michael Reisinger soll auf eignen Wunsch Aagon verlassen haben. Das Unternehmen ist überwiegend im Direktgeschäft tätig, sieht aber über den Channel ein großes Potential. Die Strategie sah und sieht immer noch vor, die IT-Management-Lösung an und über Partner zu vertreiben. Investor Genui teilte CRN mit, an der indirekten Vertriebsstrategie festhalten zu wollen. Die Suche nach einem Nachfolger für den Posten des Channel-Chefs wird nun Jürgen Vogler vorantreiben.

Aagons Channel-Chef Kaiser trat im August 2023 seinen Job an mit dem Ziel, dass der damals geringe Umsatzanteil über den Channel signifikant wachsen sollte. CRN schrieb dazu: "Ob und wie die Maßnahmen für mehr Partnerverrieb greifen, wird sich nicht zuletzt daran messen, wie es den Sales-Verantwortlichen bei Aagon gelingen wird, die sehr unterschiedlichen Mentalitäten eines Direkt- und Partnervertriebs zu managen und Konflikte zu deeskalieren. Es ist noch keinem Hersteller mit einer 40/60-Aufteilung oder ähnlichem Verhältnis zwischen Partner- und Direkt-Sales gelungen, die unterschiedlichen Vertriebskanäle ohne Konflikte agieren zu lassen".

Konflikte nach dem Verkauf der Gründer an Genui - Aagon soll für 80 Mio. Euro übernommen worden sein, wie Insider im Hintergrundgespräch mit CRN berichteten - könnten aus einem recht banalen Grund entstanden sein, wie sie häufig auftreten, wenn Gründer Kassen machen und dann als angestellte Manager noch weiter an der Spitze stehen. Ihr Engagement für die Firma lässt nach, private Dispositionen haben Vorrang vor Wachstumsplänen der neuen Investoren.

Im schlimmsten Fall kann sich auch die von einem Investor eingesetzte Führungsspitze bei der Neuausrichtung eines Traditionsunternehmens aus der deutschen Softwarebranche zerlegen, wie Kaiser bei seinem vormaligen Arbeitgeber Easy Software hatte beobachten können. Das ist bei Aagon sicher nicht zu befürchten. Die Hamburger Investoren von Genui und VC-Partner Primepulse aus München verfolgen einen unternehmerisch steuernden Ansatz bei ihren Portfoliounternehmen. Sie sind teils selbst erfolgreiche Gründer von IT-Unternehmen und kennen die Herausforderungen, die auf Unternehmen zukommen, wenn sie sich von einem inhabergeführten Unternehmen zu einem eingesetzten Top-Management wandeln.

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