Cisco kündigt digitalsouveräne Infrastruktur für Kunden in Europa an

Es ist ein "Wendepunkt für die Art und Weise, wie Europa seine souveräne kritische Infrastruktur im Zeitalter der KI aufbaut und schützt", sagt Gordon Thomson zur Einführung von Cisco "Sovereign Critical Infrastructure". Kunden bekämen vollständige Hoheit über Daten und Kontrolle ihrer IT. "Kompromisse haben heute ein Ende", so der Europa-Chef von Cisco.

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Ein Kontinent fordert informationstechnologische Autonomie –US-Technologiekonzerne wollen dafür die Infrastruktur liefern – so wie Cisco mit seinem neuen Sovereign Critical Infrastructure-Portfolio (Foto: Cisco)

Zeitgleich mit der Ankündigung von SAP und AWS, Applikationen von SAP in der AWS "European Sovereign Cloud" zu hosten und so dem Wunsch vieler Kunden in der EU nach digitalsouveräner IT nachzukommen, hat auch Cisco am Mittwoch dieser Woche ein entsprechendes Portfolio angekündigt: Sovereign Critical Infrastructure.

Es umfasst die Kernproduktlinien von Cisco, von Routing, Switching und Wireless bis hin zu Collaboration und ausgewählten Endgeräten, ergänzt durch Sicherheits- und Observability-Lösungen von Cisco und der zugekauften Firma Splunk. Der Infrastrukturanbieter reagiert damit auf die Anforderungen vieler europäischer Kunden, die Kontrolle über ihre IT und Daten haben wollen, teils aus regulatorischen Gründen auch haben müssen. Mit zunehmendem Einsatz von KI ist der Ruf nach digitaler Souveränität in all seinen Facetten - technologisch, sicherheitskritisch und auch politisch – unüberhörbar.

Der Ansatz kann nur sein: Kunden betreiben und managen ihre Infrastruktur künftig in eigener Verantwortung. Die technologischen Voraussetzungen dafür hat Cisco nun auf den Weg gebracht. "Cisco Sovereign Critical Infrastructure kann von Kunden in ihren Räumlichkeiten, entsprechend ihren Anforderungen und unter ihrer Verwaltung betrieben werden. Die Geräte verfügen über die Standardfunktionalität des Produkts, werden jedoch in einer Air-Gapped-Umgebung betrieben, die konstruktionsbedingt nicht mit dem Internet oder den Systemen von Cisco verbunden ist", erläutert Gordon Thomson, EMEA-Chef von Cisco" in einem Blogeintrag. Für ihn ist das "ein Wendepunkt für die Art und Weise, wie Europa seine souveräne kritische Infrastruktur im Zeitalter der KI aufbaut und schützt".

Kunden könnten das Cisco Sovereign Critical Infrastructure-Portfolio so konfigurieren, "dass es ihren individuellen Sicherheits- und Compliance-Anforderungen entspricht, einschließlich der vom Kunden verwalteten Verschlüsselung", erläutert der Manager weiter. Der Einsatz der der dezidierten Cisco-Lösungen sei in hybriden IT-Architekturen möglich. Kunden entscheiden, welches Maß an "lokaler Kontrolle" sie wollen, neben dem Einsatz cloudbasierter Services.

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"Unsere Teams und Partner in ganz Europa stehen Ihnen gerne zur Verfügung, um zu besprechen, wie Cisco Sovereign Critical Infrastructure Ihre aktuellen und zukünftigen Anforderungen erfüllen kann", wenden sich Ciscos EMEA-Chef Gordon Thomson an Kunden in Europa (Foto: Cisco)

"Cisco kann nicht per Fernzugriff auf Daten oder Geräte zugreifen oder die Funktionalität ändern. Das bedeutet, dass Cisco keine Kundendaten auf Anfrage einer Regierung bereitstellen oder den Betrieb eines Produkts beeinträchtigen oder beenden kann, sodass die Kontrolle vollständig in den Händen der Kunden liegt", so die Kernaussage von Thomson zur digitalen Souveränität, die der Markt fordert und Cisco unterstützt.

Compliance-Anforderungen nach "wichtigsten grundlegenden, EU- und länderspezifischen Zertifizierungen und Standards" seien erfüllt, so der Manager. "Die meisten unserer lokalen Lösungen sind IPv6-fähig und nach Common Criteria zertifiziert, und wir haben einen klaren Fahrplan zur Erlangung der neuen Cybersecurity-Zertifizierung der Europäischen Union (EUCC)". Cisco Sovereign Critical Infrastructure sei unter Berücksichtigung aktuell spezifischer europäischer Anwendungsfälle und EU-Zertifizierungen entwickelt worden, sagt Thomson. Sollten sie sich ändern oder ergänzt werden, wird Cisco darauf reagieren.

Partner begrüßen Ciscos technologischen Vorstoß

Erste Reaktionen der Cisco-Partner auf Sovereign Critical Infrastructure fallen positiv aus. "Ein bedeutender Fortschritt für die digitale Souveränität Europas. Als strategischer Partner erkennt NTT Data die Bedeutung dieser Einführung und den einzigartigen Mehrwert, den sie unseren Kunden bietet, sagt Albi van Zyl, verantwortlich für das Lösungsgeschäft beim IT-Dienstleistungsriesen für Europa und Lateinamerika. "Dieses Portfolio entspricht direkt der wachsenden Nachfrage nach Kontrolle und Autonomie über digitale Umgebungen".

Rückkehr zu On-Prem – Problem: Kontrolle über Netzwerk

Auch in finanzieller Hinsicht sollte sich Sovereign Critical Infrastructure für Cisco lohnen, will der US-Konzern nicht gegen Wettbewerber wie HPE oder Dell zurückfallen, die ebenfalls Lösungen für digitale Souveränität teils in Partnerschaften realisieren. "On-Premise ist die IT-Umgebung, für die die meisten Unternehmen in Europa derzeit den größten Teil ihres IT-Budgets ausgeben. Dies widerspricht zwar dem Trend zur Nutzung von Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen, den wir seit mehreren Jahren beobachten, macht aber die Notwendigkeit der digitalen Souveränität keineswegs überflüssig – ganz im Gegenteil", sagt Branchenanalyst Rahiel Nasir, der bei IDC den übrigens weltweiten Trend "Digital Sovereignty" beobachtet.

Er macht auch auf ein Kernproblem aufmerksam: "On-Premise-IT erfordert nach wie vor Konnektivität. Hier darf die Bedeutung der Netzwerksouveränität nicht unterschätzt werden, insbesondere für Unternehmen, die für kritische nationale Infrastrukturen verantwortlich sind. Operative Resilienz ist für diese Unternehmen von entscheidender Bedeutung, die zusätzliche Kontrollen, Schutzmaßnahmen und Autonomie suchen, die echte Lösungen für digitale Souveränität bieten können", so Nasir. Netzwerksouveränität sei "eine Herausforderung, die bisher nur wenige Anbieter von Netzwerkinfrastrukturen bewältigen konnten", stellt er fest.

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