Bechtle-Gründer Gerhard Schick: Abschied von einer großen Unternehmerpersönlichkeit

Gerhard Schick prägte über viele Jahrzehnte das Systemhaus Bechtle, weit über seine Zeit als CEO hinaus. Ein bodenständiger Visionär, von dem heutige Unternehmer viel lernen können.

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Gerhard Schick, 84, hat 1983 Bechtle gegründet und das Systemhaus zu einem der größten in Deutschland gemacht

Mit Gerhard Schick verlieren Bechtle und die deutsche IT-Branche eine der ganz großen Unternehmerpersönlichkeiten der bundesdeutschen Nachkriegsgeneration. Den heute zu sichernden Wohlstand hatte seine Generation der in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts Geborenen erst aufbauen müssen nach der Katastrophe eines Weltkriegs. Schick, der aus einfachen Verhältnissen stammt, hat früh mit anpacken müssen auf dem Bauernhof, wächst mit seinen Brüdern ohne den Vater auf, der aus Stalingrad nicht mehr zurückkehrt. Über Werte wird bei Schicks nicht gesprochen, sie sind selbstverständlich und prägen die Haltung ein Leben lang: Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Respekt und Achtung, Arbeitsethos, gesellschaftliche Verpflichtung.

"Bodenständiger Visionär", so der Titel des Managerporträts über Gerhard Schick, das CRN vor über 20 Jahren publiziert. Der Name eines einfachen Angestellten, des Technikers Hans-Joachim Bechtle, wählen 1983 die drei Systemhausgründer für ihre Unternehmung aus. Solide und schwäbisch klingt Bechtle und ist es auch. Doch Bechtle schwimmt nicht mit all den anderen PC-Glücksrittern im Strom eines boomenden Marktes einfach nur mit. Schick, so bescheiden er ist, "denkt" Bechtle viel größer. Nach dem Börsengang zur Jahrtausendwende forciert er, der schon 17 Jahre an der Spitze von Bechtle steht, den Expansionskurs und kauft regelmäßig andere Systemhäuser zu.

Sein Nachfolger Ralf Klenk und dessen Nachfolger Thomas Olemotz werden diesen Kurs beibehalten. Über 100 Akquisitionen zählt Bechtle heute, so viele wie kein anderes Systemhaus hierzulande.

"Gerhard Schick hat Bechtle über Jahrzehnte geprägt, er war ein Unternehmer und Kaufmann alter Schule, der schwäbische Tugenden lebte und verkörperte. Bodenhaftung, Zuverlässigkeit, Begeisterungsfähigkeit und Beharrlichkeit prägen bis heute unsere Unternehmenskultur", sagt Bechtle-CEO Thomas Olemotz.

Leicht gemacht hat es Schick seinen Managern nie. Als Sparringspartner stellt der spätere Aufsichtsratsvorsitzende seinen Nachfolgern nicht nur unbequeme Fragen. Auch in äußerst kritischen Phasen des Unternehmens, seine Nachfolgeregelegung im April 2004 beispielsweise, stellt er das Wohl seines Systemhauses Bechtle stets vor persönliche Befindlichkeiten. Schicks ursprünglich gedachter CEO-Nachfolger bekommt es zu spüren. Wer als Vorstand die DNA Bechtles nicht begreift - vernetzte Dezentralität unternehmerisch geführter Gesellschaften unter dem Dach einer mit zentralen Funktionen führenden Bechtle AG – wird umgehend entfernt, noch bevor das Amts angetreten ist. Schick handelt konsequent, nimmt keine Rücksicht auf die Außenwirkung, wenn er eine falsche Entscheidung korrigieren muss. "Bechtle ist nicht im traditionellen Sinne führbar, sondern nur motivierbar. Das geht sehr einher mit dem dezentralen Verantwortungsprinzip. Dieses Modell werden wir selbstverständlich dem Markt anpassen und evolutionär weiterentwickeln, das Grundprinzip aber nicht über Bord werfen", sagt Thomas Olemotz damals 2009 zur Amtseinführung als Bechtle-CEO in einem Interview mit CRN.

"Gerhard Schick war eine beeindruckende Persönlichkeit, und es war für mich stets ein besonderes Privileg, sein Lebenswerk weiterführen zu dürfen. Die Erfolgsgeschichte von Bechtle in seinem Sinne und im Geiste seiner Werte fortzuschreiben, ist mir sowohl Verpflichtung als auch Ansporn", so Olemotz zum Tod des Bechtle-Gründers.

Vergangenes Jahr hat CRN Gerhard Schick im Rahmen der CRN Channel Awards für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er konnte den Preis nicht mehr persönlich entgegennehmen. Seine Tochter Karin Schick hat den Award für ihren Vater entgegengenommen. In ihrer sehr bewegenden Rede fragte sie, wie wohl ihr Vater auf diesen Ehrenpreis reagiert hätte? "Er hätte sich zuerst gefragt: 'Was nützt Bechtle diese Auszeichnung?’”

Gerhard Schick ist am Dienstag dieser Woche gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.

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