Amazon, Google und Microsoft im Rausch der KI-Rekorde
Bei der Vorstellung ihrer jüngsten Quartalsergebnisse gab es für Amazon, Google und Microsoft viel zu feiern. Alle drei Hyperscaler führen das maßgeblich auf ihre KI-Initiativen zurück und wollen dort weiter kräftig investieren – während sie gleichzeitig bei der Belegschaft den Rotstift ansetzen.
           
          
Die Stimmung in der IT-Branche lässt sich derzeit gut mit dem Bonmot "Jammern auf hohem Niveau" beschreiben. Einerseits bekommt sie in vielen Bereichen die Auswirkungen der unsicheren wirtschaftlichen Lage ihrer Kunden zu spüren, die Investitionen aufschieben und Budgets kürzen oder einfrieren. Andererseits erfreut sie sich trotzdem noch immer einer nicht nur stabilen, sondern steigenden Nachfrage und ist deutlich weniger betroffen als andere Branchen. Da der Druck auf die Unternehmenswelt durch kurzfristige Effekte wie die Ablösung von Windows 10 und langfristige Entwicklungen wie die KI-Einführung und des damit einhergehenden Effizienzversprechens sehr hoch ist, wird bei der Technik und den zugehörigen Dienstleistungen in deutlich geringerem Rahmen gespart als an anderen Stellen. Damit ist die Tech-Branche in wesentlichen Punkten ein Stück weit vom Rest der Wirtschaft abgekoppelt.
Ein Paradebeispiel für die laufende Entwicklung liefern die großen Konzerne an der Spitze der Nahrungskette selbst. Sie alle erzielen derzeit großartige Ergebnisse und richten sich auf ein brummendes Jahresendgeschäft ein. Damit einhergehend verkünden sie gigantische Investitionen in KI-Kapazitäten wie Rechenzentren und die Entwicklung weiterer Modelle und Lösungen. Gleichzeitig werden an anderen Stellen Posten abgebaut, teils in sehr erheblichem Maße. Oft sind es trotz aller Beteuerungen genau jene Stellen, von denen man sich erhofft, dass sie künftig zumindest weitgehend von KI erledigt werden können.
Amazon beschleunigt Wachstum durch KI-geführten Personalabbau
So hat etwa Amazon gerade erst angekündigt, mindestens 14.000 weitere Arbeitsplätze abzubauen, vor allem im Personalmanagement und der Verwaltung, in der aktuell rund 350.000 der insgesamt knapp 1,55 Millionen Beschäftigten des Konzerns arbeiten. Als offizielle Begründung nennt der Konzern den Abbau von "Überkapazitäten" aus der Corona-Zeit, während Jassy versucht, die Massenentlassung als Verjüngung der "Firmenkultur" sprachlich in einen positiven Rahmen zu pressen. Dabei ist äußerst fraglich, inwieweit es diese vermeintlichen Überkapazitäten überhaupt noch geben kann, hatte Amazon doch erst vor drei Jahren in der Post-Pandemie-Zeit mehr als 25.000 Mitarbeitende entlassen. Tatsächlich dürfte hier wohl ein anderer Faktor eine Tragende Rolle: KI, die immer mehr Verwaltungsaufgaben übernimmt und das von Jassy gestartete Entbürokratisierungsprogramm vorantreibt.
Auf der anderen Seite befeuert KI zugleich das Geschäft. Kurz nachdem die Kündigungen bekannt wurden, legte Amazon jetzt hervorragende Zahlen vor. Das Cloud-Geschäft mit AWS gedeiht bärenstark, die Werbesparte legt zu und selbst im Einzelhandel kann Amazon positive Impulse setzen. Der Umsatz von AWS belief sich im dritten Quartal auf 33 Milliarden US-Dollar und lag damit um 20 Prozent über dem Vorjahreswert. Das war das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Gleichzeitig hat die Cloud-Sparte nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von rund 200 Milliarden Dollar im Rücken. Jassy sprach von einer "starken Nachfrage nach KI und Kerninfrastruktur" und will dabei gar eine Rückkehrbewegung in die Cloud ausgemacht haben: "Viele Unternehmen kehren von ihren eigenen Servern zurück in die Cloud – und wir gewinnen den Großteil dieser Migrationen."
           
          
Um entsprechend skalieren und liefern zu können, investiert der Konzern massiv und "aggressiv" (Jassy) in seine Infrastruktur, die künftig auch durch neue Atomreaktoren angetrieben werden soll. Allein in den letzten 12 Monaten wurden weitere 3,8 Gigawatt Rechenkapazitäten hinzugefügt. Binnen zwei Jahren soll die Rechenkapazität durch den Bau neuer KI-fähiger Rechenzentren verdoppelt werden, in denen vorwiegend die selbst entwickelten "Trainium2"-Chips arbeiten. Herzstück ist das "Project Rainier", ein KI-Rechencluster mit fast 500.000 Trainium2-Chips. Diese haben sich zudem zu einem so unerwartet stark gefragten Verkaufsschlager entwickelt (Plus 150 Prozent Umsatz), dass Amazon nicht mehr mit der Produktion und Auslieferung hinterherkommt. Dass auch die darauf trainierten und laufenden KI-Tools zunehmend genutzt werden, zeigt das Beispiel des KI-Frameworks AgentCore, das kurz nach dem Start schon mehr als eine Million Mal heruntergeladen wurde.
Amazon erfindet Hanel und E-Commerce neu
           
          
Aber auch sein ursprüngliches Kerngeschäft E-Commerce erfindet Amazon durch den KI-Einsatz gleich in mehrfacher Hinsicht neu und sorgt damit für signifikanten Aufschwung. Der in diesem Jahr bereits von mehr als 250 Millionen Kunden genutzte KI-Assistent Rufus erweist sich als wahres Verkaufsgenie, seine Abschlussquote für Käufe liegt laut Amazon rund 60 Prozent über dem Normalwert ohne Assistenten und spült so weiteren Umsatz in die Kassen.
Noch beeindruckender ist jedoch, wie Amazon die KI nutzt, um sein Sortiment auf neue, bisher undenkbare Produktgruppen zu erweitern, die eine besonders clevere Logistik erfordern: Lebensmittel, unter denen viele verderbliche Waren sind. Für Konzernchef Jassy ist das ein "Gamechanger". Mit der Kombination aus straffer Lieferkette, intelligenter Planung und einem hybriden Konzept aus Onlinehandel und lokalen Läden hat Amazon inzwischen einige Branchenschwergewichte überholt und ist zum drittgrößten Lebensmittelanbieter in den USA geworden. "Die Kunden wollen Milch, Chips und Kopfhörer in einer Bestellung – und wir liefern ihnen das innerhalb von Stunden", erklärt Jassy.
Selbst im hart umkämpften Werbemarkt kann Amazon ein äußerst solides Wachstum vorweisen und sieht die bessere Kundenansprache durch KI als maßgeblichen Treiber dafür. Im Vergleich zum Q3 2024 legte die Sparte um 22 Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar zu.
Insgesamt nahm Amazon im dritten Quartal 2025 180,2 Milliarden Dollar ein, also 13 Prozent mehr als noch im Vorjahr, in dem es noch 158,88 Milliarden Dollar waren. Der daraus erzielte Gewinn lag mit mehr als 21 Milliarden Dollar (1,95 Dollar pro Aktie) deutlich über dem Vorjahreswert von 15,33 Milliarden Dollar (1,43 Dollar pro Aktie). Und das, obwohl hier schon die rund 4,3 Milliarden Dollar Sonderkosten vom operativen Ergebnis abgezogen sind, die Amazon für eine Strafe der FTC und die Abfindungen für das Kündigungsprogramm einsetzen muss.
           
          
Für Amazon und seine Aktionäre lohnt sich die KI-Initiative samt der damit verbundenen Verschlankung also, durch die sich der Gigakonzern laut Jassy "anfühlen soll wie ein Start-up – schnell, schlank und mutig". Amazon übertraf auch im dritten Quartal klar die sowieso bereits hochgesteckten Erwartungen und sorgte damit für einen Run an den Börsen. Zwischenzeitlich legte die Aktie mehr als 12 Prozent zu.
Für das Schlussquartal rechnet Amazon mit ähnlich guten Wachstumswerten und erwartet einen Umsatz zwischen 206 und 213 Milliarden Dollar sowie ein operatives Ergebnis zwischen 21 und 26 Milliarden Dollar. Analysten hatten hier zuletzt nur mit knapp 175 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet. Allerdings mahnte Amazon vor schwer einschätzbaren Risiken wie etwa durch die Trumpschen Strafzölle, die das Ergebnis noch drücken könnten.
Microsoft: Starkes Quartal bei KI, Schwäche bei PCs
           
          
Noch etwas stärker als Amazon konnte Microsoft zulegen. Im Q3 erzielte der Konzern zum Auftakt seines Geschäftsjahres ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten einen Umsatz von 77,7 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Betriebsergebnis wuchs damit um 22 Prozent auf 38 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn nach den allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen (GAAP) belief sich auf 27,7 Milliarden US-Dollar, 12 Prozent mehr als noch 2024. Der Non-GAAP-Nettogewinn lag, unter anderem aufgrund der darin nicht enthaltenen Investitionen in den ChatGPT-Hersteller OpenAI sowie Wechselkurseffekte, bei 30,8 Milliarden US-Dollar (Plus 21 Prozent) ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten entspricht. Eine gerade mit OpenAI geschlossene neue Investitionsvereinbarung stellt zudem die Zusammenarbeit mit OpenAI auf eine neue Basis.
Microsofts Cloud-Umsatz belief sich auf 49,1 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bereich Produktivität und Geschäftsprozesse (PBP), zu dem neben MS-365-Diensten auch die Einnahmen aus dem sozialen Netzwerk LinkedIn zählen, erzielte im vergangenen Quartal durch den Anstieg um 14 Prozent einen Umsatz von 33 Milliarden US-Dollar. Innerhalb dieses Segments stieg der Umsatz mit Microsoft 365 Commercial Cloud im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent. M365 Consumer wuchs unterdessen sogar um 25 Prozent. Der Dynamics-365-Umsatz legte um 16 Prozent zu.
Das Segment Intelligent Cloud (IC) erwirtschaftete im Berichtszeitraum ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten einen Umsatz von 30,9 Milliarden US-Dollar. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg von 27 Prozent. Noch deutlicher ging es für Azure und andere Cloud-Dienste nach oben, bei denen Microsoft einen Umsatzanstieg von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnete.
Vergleichsweise schwach entwickelte sich unterdessen das Segment "More Personal Computing" (MPC), in dem Microsoft nur einen mageren Anstieg von 4 Prozent erreichen konnte und einen Umsatz von 13,8 Milliarden US-Dollar erzielte. Die zu diesem Segment gehörenden Umsätze mit Windows-Originalgeräten (OEM) legten trotz des unmittelbar bevorstehenden Endes des Supports für Windows 10 nur um 6 Prozent zu. Darüber hinaus beinhaltet dieses Segment auch die Umsätze mit der Spielekonsole Xbox sowie Such- und Nachrichtenwerbung.
An der Börse wurden die Zahlen, wohl auch im Direktvergleich zu Amazon, schwach bewertet. Die Microsoft-Aktie gab um etwa 4 Prozent nach und stand nach Börsenschluss am Mittwoch bei 520 Dollar.
Auch bei Microsoft wird KI als einer der wesentlichen Treiber für dieses Wachstum identifiziert. Als eindrucksvolles Beispiel wurde ein damit verbundener Auftragsbestand im Bereich Commercial Remaining Performance Obligation (RPO) in Höhe von 392 Milliarden US-Dollar genannt, der ein Wachstum um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. "Bei dieser Größenordnung halte ich das für eine ziemlich bemerkenswerte Leistung", sagte Finanzchefin Amy Hood. Nach detaillierten Aufschlüsselungen gefragt, erklärte die CFO, dass der Auftragsbestand "zahlreiche Produkte" und "Kunden jeder Größe" umfasse. Die gewichtete durchschnittliche Laufzeit der RPO von Microsoft betrage etwa zwei Jahre, so Hood weiter. Das bedeute, "dass es sich um Verträge handelt, die von Kunden unterzeichnet werden, die beabsichtigen, sie in relativ kurzer Zeit zu nutzen".
Zu den weiteren Meilensteinen im KI-Bereich zählt Microsoft, dass die Azure AI Foundry inzwischen 80.000 Kunden zählt, unter denen 80 Prozent der Fortune-500-Unternehmen sind. Sie haben dort Zugang zu mehr als 11.000 KI-Modellen. Insgesamt zählt der Konzern rund 900 Millionen monatlich aktive Nutzer der KI-Features seiner Produkte. Die eigenen Angebote aus der Copilot-Familie erreichen demnach mehr als 150 Millionen monatliche Nutzer aus verschiedensten Bereichen wie Informationsarbeit, Programmierung, Sicherheit, Wissenschaft, Gesundheit und Endkunden. Microsofts Phi Open-Source Small Language Models (SLMs) wurden 60 Millionen Mal heruntergeladen.
Microsoft sieht keine KI-Blase
           
          
Die Ängste vor einer KI-Blase hält das Microsoft-Management angesichts dieser Entwicklung für überzogen und gut zu managen. Die Nachfrage nach KI übersteige weiterhin das Angebot, weshalb Microsoft bei seinen Ausbauplänen "fungiblen" Rechenzentrumsressourcen, die für mehrere Regionen, Eigenprodukte, Produkte von Drittanbietern und Forschung geeignet sind, Vorrang einräumt. "Wir haben seit vielen Quartalen einen Mangel an Infrastruktur", unterstrich Hood. "Ich dachte, wir würden diesen Rückstand aufholen. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Nachfrage steigt. Und zwar nicht nur in einem Bereich, sondern in vielen."
Sie sieht das Problem daher eher auf der Angebotsseite. Um diese Lücken zu schließen, müsse Microsoft weiter kräftig in den Aufbau von Rechenzentren für KI-Kunden investieren. Dabei sei sie "sehr zuversichtlich", dass Microsoft diese Infrastruktur auch auslasten werde. "Wir hatten in den letzten Jahren keinen Mangel an GPUs und CPUs an sich, sondern an Platz oder Energie, um sie unterzubringen", sagte Hood. Unter anderem habe Microsoft in Grafikprozessoren (GPUs), Zentralprozessoren (CPUs) und andere "kurzlebige Vermögenswerte" investiert, um die Laufzeit eines Kundenvertrags zu erfüllen, ohne gleichzeitig das Risiko einer Überinvestition zu vergrößern.
Der Anbieter plant, seine gesamte KI-Kapazität in diesem Jahr um mehr als 80 Prozent zu steigern und die Gesamtfläche seiner Rechenzentren in den nächsten zwei Jahren etwa zu verdoppeln. Microsofts Fairwater, "das leistungsstärkste KI-Rechenzentrum der Welt", werde nächstes Jahr in Betrieb gehen und auf 2 Gigawatt skaliert werden, erklärte CEO Satya Nadella. Er beschrieb das Ziel der Infrastrukturinvestitionen von Microsoft als "Aufbau einer Cloud im planetarischen Maßstab und einer KI-Fabrik, die die Token pro Dollar pro Watt maximiert und gleichzeitig die Souveränitätsanforderungen von Kunden und Ländern unterstützt".
Microsoft erwägt Rückzug aus konzentrierten Geschäftsfeldern
Gleichzeitig kündigte Microsoft-Chef Nadella an, andere Geschäftsbereiche auf den Prüfstand zu stellen. Damit will sich Microsoft insbesondere aus zu stark konzentrierten Geschäftsbereichen zurückziehen. "Es gibt Rechenleistung und es gibt Speicherplatz. Wenn aber die gesamte Nachfrage nur auf einen einzigen Bereich konzentriert ist, ist das kein langfristiges Geschäft, in dem wir tätig sein wollen", kündigte er an. "Wir sind mit diesen Entscheidungen sehr, sehr zufrieden. In gewisser Weise fühle ich mich sogar jedes Mal, wenn wir einem Geschäft absagen, am nächsten Tag besser."
Es steht zu erwarten, dass damit einhergehend auch die Mitarbeiterzahl weiter reduziert wird. Im Rahmen von zwei Entlassungswellen hat sich Microsoft im Frühjahr und Sommer bereits von rund 15.000 Mitarbeitern verabschiedet. Damit trifft der KI-Erfolg auch bei Microsoft auf der anderen Seite die Mitarbeiter.
Google beansprucht die KI-Krone für sich
           
          
Als dritter im Bunde der Hyperscaler sang auch die Google-Mutter Google bei der Vorstellung ihrer jüngsten Ergebnisse das Hohelied der KI. CEO Sundar Pichai betonte, dass KI für ihn kein Hype mehr ist, sondern sich zu einem wichtigen Motor für reale Geschäftsergebnisse entwickelt habe. Wie stark dieser Motor aus seiner Sicht ist, zeigt sich daran, dass Pichai der KI einen wesentlichen Anteil am rasanten Wachstum einräumt, das den Konzern erstmals in seiner Geschichte auf einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden US-Dollar katapultierte. "Vor fünf Jahren lag unser Quartalsumsatz bei 50 Milliarden US-Dollar. Seitdem hat sich unser Umsatz verdoppelt, und wir befinden uns fest in der Ära der generativen KI", erklärte der Alphabet-CEO.
Dabei reklamierte der Konzernchef auch gleich die globale KI-Marktführerschaft für sein Unternehmen: "Wir machen KI für mehr Menschen und Entwickler zugänglich als jeder andere Anbieter. Im Juli haben wir bekannt gegeben, dass wir monatlich 980 Billionen Tokens über alle unsere Dienste hinweg verarbeitet haben. Mittlerweile verarbeiten wir monatlich über 1,3 Billiarden Tokens, was einem Wachstum von mehr als 200 Prozent innerhalb eines Jahres entspricht. Das ist phänomenal."
Ein Bereich, der seinen Ausführungen zufolge besonders von der KI profitiert ist die Suche. Hier verzeichnet Google eine wachsende Akzeptanz und Integration der KI in das tägliche Suchverhalten der Nutzer, insbesondere der werbewirksamen jungen Zielgruppen. Weil die Nutzer häufiger zurückkehren, ist sowohl die Gesamtzahl der kommerziellen als auch der nicht kommerziellen Suchanfragen und kommerziellen Suchanfragen im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen, im dritten Quartal sogar mit erhöhtem Tempo. Kritik, dass dies insbesondere im Hinblick auf die KI-Übersichten teils auf Kosten der Inhalteanbieter geschehe, mit deren Daten die Modelle trainiert werden, wies der CEO mit den üblichen Argumenten zurück und verwies darauf, dass Google täglich Milliarden von Klicks an solche Websites sende.
Dementsprechend kräftig investiert auch Alphabet in seine Ressourcen. Ähnlich wie Amazon setzt der Hyperscaler auf der Hardware-Seite auf eine Mischung aus den GPUs des Partners Nvidia und den eigenen TPUs (Tensor Processing Units), von denen mit Ironwood inzwischen bereits die siebte Generation vorliegt. Bei ersteren können Cloud-Kunden nun auf neue A4X Max Instanzen zurückgreifen, die von Nvidias GB300 angetrieben werden. Doch auch die Nachfrage nach TPU-Umgebungen steigt demnach steil an. "Wir investieren in TPU-Kapazitäten, um die enorme Nachfrage unserer Kunden und Partner zu bedienen, und freuen uns, dass Anthropic kürzlich Pläne bekannt gegeben hat, bis zu 1 Million TPUs zu nutzen", erklärte Pichai.
Um auch für die Zukunft gerüstet zu sein, investiert Alphabet ähnlich kräftig in Quantencomputing, für das der Konzern gerade erst den neuen Quanten-Chip "Willow" vorgestellt hat, der einen Test-Algorithmus "13.000-mal schneller" verarbeitet haben soll als einer der schnellsten Supercomputer. "Das Ergebnis ist überprüfbar und ebnet den Weg für zukünftige praktische Anwendungen", betonte der Manager stolz und hob zugleich hervor, dass mit Michel Devoret bereits der dritte "Googler" innerhalb von zwei Jahren einen Nobelpreis bekommen hat.
Eine ähnliche Führungsrolle beansprucht Pinchai softwareseitig. "Unsere Modelle sind weltweit führend. Gemini 2.5 Pro, Veo Genie 3 und unser viraler Hit Nano Banana gehören zu den besten ihrer Klasse." Als Belege dafür führte er unter anderem an, dass mit Veo 3 bereits mehr als 230 Millionen Videos kreiert wurden und mehr als 13 Millionen Entwickler mit den generativen Modellen des Unternehmens gearbeitet haben, die im Laufe des Jahres mit Gemini 3 noch ein wichtiges Update erfahren sollen.
Das KI-Produktportfolio für Unternehmen entwickelt sich Google zufolge besonders stark und sorgt für ein schnelleres Wachstum bei Umsatz, operativer Marge und Auftragsbestand. Dabei habe sich die Kundennachfrage in dreierlei Hinsicht verstärkt: "Erstens gewinnen wir schneller neue Kunden. Die Zahl der neuen GCP-Kunden (Google Cloud Platform) stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 34 Prozent. Zweitens schließen wir größere Verträge ab. Wir haben im dritten Quartal dieses Jahres mehr Verträge mit einem Wert von über 1 Milliarde US-Dollar abgeschlossen als in den beiden Vorjahren zusammen. Drittens vertiefen wir unsere Beziehungen. Über 70 Prozent der bestehenden Google Cloud-Kunden nutzen unsere KI-Produkte", so Pichai.
Google setzt auf Diversifizierung
Neben den KI-Fortschritten sieht Alphabet auch in seiner strategischen Diversifizierung einen wichtigen Erfolgsgaranten. "Parallel dazu haben wir langfristig aufgebaut und uns mit erfolgreichen Geschäften in den Bereichen Cloud, YouTube und Abonnements diversifiziert. Unsere Dynamik ist stark, und wir liefern mit hoher Geschwindigkeit", führte Pichai aus. Dass diese Strategie aufgeht, zeigt sich daran, dass der Konzern inzwischen 13 Produktlinien im Portfolio hat, die jeweils einen Jahresumsatz von über 1 Milliarde Dollar erzielen. Aufgrund der hoch differenzierten Produkte, die zumeist eigenen Technologie basieren, werde damit zudem eine überdurchschnittliche Marge erzielt.
Einzig in Sachen Stellenabbau gibt sich Google derzeit gemäßigter als die beiden großen Mitbewerber und hat in diesem nur einige hundert Mitarbeiter entlassen, vorwiegend aus dem Bereich Cloud-Design. Allerdings hatte der Konzern aufgrund der eigenen KI-Modelle und der damit erworbenen Erfahrungen schon etwas früher reagiert und in den letzten beiden Jahren bereits mehr als 10.000 Jobs gestrichen.
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