Sharp kauft Apsia - Diversifizierung und Umarmung auf japanisch

Nicht einmal in einer Fußnote des Sharp-Konzernberichte dürfte Apsia auftauchen. Doch Sharp setzt, wie viele japanische Technologiekonzerne, auf Übernahmen kleinerer IT-Häuser in europäischen Ländern. Sharp hat den IT-Dienstleistungsmarkt im Visier.

"Die Übernahme ist ein wichtiger strategischer Schritt für Sharp Europe, da wir auf diese Weise unsere Präsenz im Markt und unser Angebot im Bereich IT-Services in der Region noch weiter ausbauen und erweitern können", sagt Yoichi Tomota, President of Sharp Electronics Europe

Sharp Europe kauft Apsia, ein kleines IT-Haus für Services und IT-Beratungsdienstleistungen aus Frankreich. 150 Mitarbeiter, 22,5 Mio. Euro Umsatz, ein klassischer Mittelständler also, der nun zum japanischen Sharp-Konzern gehört mit seinen 17 Mrd. US-Dollar Umsatz und mehr als 50.000 Mitarbeiter, der wiederum von der noch größeren Foxconn aus Taiwan gehalten wird (216 Mrd. Dollar, 1,4 Mrd. Mitarbeiter). Der Umsatz von Apsia schlägt sich in Sharp-Bilanz - wenn überhaupt, dann in einem homöopathischen Beitrag nieder. Wenn allerdings der Konzern diese Akquisition in einer separaten Pressemitteilung herausgibt, erfolgt die Meldung nicht nur aus einem ritualisierten Impuls der Wertschätzung eines neuen Familienmitglieds heraus, wie man es von japanischen Konzernen kennt. Sharp komplettiert mit der Übernahme eine Richtung, die der Konzern vor einigen Jahren eingeschlagen hat.

"Die Übernahme ist ein wichtiger strategischer Schritt für Sharp Europe, da wir auf diese Weise unsere Präsenz im Markt und unser Angebot im Bereich IT-Services in der Region noch weiter ausbauen und erweitern können", sagt Yoichi Tomota, President of Sharp Electronics Europe. Der Konzern diversifiziert, will nicht allein nur Produkte wie Drucker, Kopierer oder Displays verkaufen. Sharp will über IT-Dienstleister, Systemhäuser, MSPs, klassischer Mittelstand also, ins direkte Geschäft mit Consulting, Systemintegration und IT-Betrieb einsteigen.

Vor kurzem hat Sharp Haubner & Siegmund IT Services aus Köln übernommen und damit den Einstieg ins MSP-Geschäft hierzulande geebnet. Begonnen hatte die Reise ins IT-Dienstleistungsgeschäft vor einigen Jahren in Großbritannien und der Schweiz.

Japanisch-deutsche Hochzeiten

Japanischer Riesenkonzern kauft kleines, regionales IT-Haus, diese Strategie ist allerdings weder neu noch folgt sie für alle Konzerne aus demselben Grund. Mal kauften Druckerriesen Canon oder Kyocera einen zuvor selbständigen Partnerbetrieb auf, weil der Inhaber dieser oft aus dem Bürofachhandel stammende Firma keine Nachfolge zustande brachte. Mal gibt es eine große Akquisition wie der Kauf von TDS durch Fujitsu oder die Übernahme des Stuttgarter Systemhauses Raber+Märcker durch Konica Minolta.

Am aggressivsten aber geht Ricoh auf Einkaufstour: zahlreiche Partner hatten die Japaner in den letzten Jahren gekauft, 2019 auch den DMS-Anbieter Docuware aus Germering bei München akquiriert – und das Geschäft mit Druckern über digitale Dokumentenverwaltung bis hin zu ERP und CRM erweitert. Es gibt also eine lange Historie der M&A-Aktivitäten japanischer Konzerne hierzulande und in anderen europäischen Ländern.

Und offenbar haben Japaner ein ganz anderes Händchen als etwa US-Amerikaner, wenn es um Integration anderer Firmenkulturen, überhaupt fremde Kulturen, geht. Verständnis für gewachsene, solide Strukturen ist Japanern bei einer Akquisitionspolitik wesensverwandter als manchen Investoren aus Europa und Amerika, die nicht nur Kapital mitbringen, sondern den übernommenen Unternehmen auch gleich die Blaupausen aufoktroyieren, wie Märkte erschlossen werden.

Die neue Sharp-Tochter Apsia in Frankreich wird weiterhin unter ihrer Marke auftreten. "In Zukunft werden wir eine noch größere Bandbreite an Kunden unterstützen können, darunter beispielsweise die Vorbereitung zur Implementierung von künstlicher Intelligenz in Management-Anwendungen", sagt Olivier Massonnat, CEO von Apsia.