Faustdicke Überraschung: CRO Mettbach verlässt Nfon

Auf Chief Revenue Officer Merano Mettbach setzte Nfon-CEO Patrik Heider große Hoffnungen beim Umbau des Cloud-Telefonie-Anbieters. Zu große für zu viele Baustellen? Nun ist der Manager weg.

"Wir danken Merano für sein Engagement und die geleistete Arbeit bei NFON und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute", die Schlussformel des Nfon-CEO zur Auflösung des Vertrags mit seinem CRO (im Bild).

Merano Mettbach ist seit Montag nicht mehr bei Nfon, er hat das Unternehmen verlassen, dem er etwas mehr als 1 Jahr angehörte und die letzten vier Monate in der Schlüsselrolle eines Chief Revenue Officer leitete. Der laufende Vertrag wurde "im besten gegenseitigen Einvernehmen" mit sofortiger Wirkung aufgelöst.  Das klingt nach einer überstürzten Entscheidung, und sie mag es auch sein.

Weil nämlich CEO Patrik Heider interimistisch die Führung des gesamten CRO-Bereiches bei Nfon übernimmt. Jennifer Fritsch, die viele Jahre das Alliance Partner Management verantwortet, berichtet als Interim Sales-Lead International gemeinsam mit Sabrina Breidert (Group Revenue), Carolin Alt (Marketing), Kerstin von Blumröder (Customer Care + Partner Management) direkt an Heider.  So weit wäre der operative Workflow sichergestellt, vorübergehend wenigstens.

Die erst heute bekannt gewordene Personalie lässt viele Fragen offen. Mettbach, von Cisco gekommen, ist von Heider in eine Schlüsselposition gehoben worden. In der anfänglichen Position des Chief Sales Officer in Deutschland sollte er den Channel "mit strategischer Brillanz", wie Heider es ausdrückte, neu aufstellen. Kernelement: Die Verantwortung breiter festlegen, auf mehr Schultern im Team verteilen. Das hat womöglich geklappt. Sonst hätte Heider Mettbach vor vier Monaten nicht zum CRO ernannt.

Die Aufgabenfülle stieg und damit auch die Anforderungen: "perfektionierte Integration und Abstimmung von Marketing, Vertrieb, Partner- und Customer-Operations sowie Revenue und Channel-Management". Mittendrin Mettbach.

Nun bekommt man operative Exzellenz nicht unbedingt in ein paar Monaten hin in einem international agierenden Unternehmen wie Nfon, das doch eher Mittelstand ist als Konzern. Das weiß auch Nfon-Chef Heider. Vermutlich aber dürfte er zur Ansicht gelangt sein, dass sein CRO die Ziele auch nicht in 12 oder mehr Monaten schaffen könnte.

Es soll "umfassende Gespräche und eine eingehende Analyse" gegeben haben, so dass beide Vorstände, Heider und CTO Andreas Wesselmann, zum Schluss gekommen seien: "dass die Vorstellungen zwischen Merano und unserem Unternehmen nicht mehr in dem Maße gegeben sind, wie es für die Erreichung unserer Ziele erforderlich wäre".

Vergangene Woche hatte der Nfon-CRO noch in eigener Sache Wahlwerbung auf Linkedin für die Titel Channel Champions gemacht, die Leser eine Zeitschrift "bestimmen" sollen. Hat er da bereits gewusst, dass er eine Woche später nicht mehr bei Nfon ist? Wohl eher nicht. Mögen die Gespräche auch "umfassend" gewesen sein, sie fanden sehr wahrscheinlich ohne ihn statt. Heider, so freundlich er auch sein kann, so verbindlich geht der Nfon-CEO den Umbau des Cloud-Telefonie-Spezialisten an, der technologisch verlorenen Boden wieder wettmachen muss. Zeit zu verlieren hat er nicht, wenn Heider sieht, dass die Weichen falsch gestellt sind.