Cherry verfehlt Umsatzprognose deutlich
35 Mio. Euro Umsatz hat der Zubehörspezialist Cherry für das dritte Quartal geplant, nun geht das Unternehmen von lediglich 22 Mio. Euro aus. Es folgen weitere personelle Konsequenzen und eine Verschärfung des Sparkurses.
"Rezessive Tendenzen im Heimatmarkt Deutschland" haben Cherry zufolge die Pläne des bekannten Peripherie-Herstellers Makulatur werden lassen. Das Unternehmen will demnächst eine neue Jahresprognose vorlegen. Die für das dritte Quartal hat Cherry krachend verfehlt: Statt der erwarteten 35 Mio. Euro werde der Umsatz voraussichtlich bei 22 Mio. Euro liegen. Das Ebitda werde im Berichtszeitraum wohl in die roten Zahlen rutschen.
Sparen ist nun das oberste Gebot. Volker Christ, EVP Global Finance & IT, nennt vor allem Herausforderungen in der Sparte "Gaming & Office Peripherals" und kündigt ein "weiteres Kosteneinsparungsprogramm" an. Bis Jahresende sollen die Kosten um mindestens 3,5 Mio. Euro gesenkt werden.
Sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich registriert Cherry "eine nennenswerte Kaufzurückhaltung bei Peripheriegeräten, basierend auf einem Rückgang der generellen Unternehmensinvestitionen und -ausgaben sowie einer erhöhten Sparquote bei den privaten Haushalten". Der Geschäftsbereich Digital Health & Solutions liege dagegen weit über dem vergleichbaren Vorjahresquartal.
Die Krise hatte sich bereits im Sommer angedeutet. Im Juli trennte sich Cherry von CFO Mathias Dähn, dessen Vorstandsjob nicht nachbesetzt wurde und Christ übernahm. Nun folgt eine weitere Entlassung: von René Schulz, der Leiter der kriselnden Sparte Gaming & Office Peripherals, scheidet mit sofortiger Wirkung aus. Seit Ende 2022 habe der Bereich "Schwierigkeiten, seine weiteren internen Struktur- und Wachstumspläne zu erfüllen", heißt es unverblümt. Nun übernimmt CEO Oliver Kaltner höchstpersönlich diesen Bereich übergangsweise. Cherry SE habe einen konkreten Nachfolgeplan entwickelt, so Kaltner. "Wir werden die Zeit bis zum Eintritt eines Nachfolgers in die Cherry SE effizient nutzen, um diesen wichtigen Geschäftsbereich zu restrukturieren und auf den geplanten Wachstumspfad zu führen."
Schelte für Standort Deutschland
Kaltner zufolge sei Cherry zwar international aufgestellt, aber der Löwenanteil des Geschäfts erziele man im Heimatmarkt Deutschland. Über den hiesigen Standort redet sich der CEO geradezu in Rage: schwache Konsumentennachfrage in Kombination mit fehlender volkswirtschaftlicher Wachstumsperspektive. "Wir Unternehmer benötigen einen sofortigen Bürokratieabbau und eine umfassende Deregulierung. Jedwede weitere Belastung, etwa durch Lieferkettengesetz oder Reportingpflichten, können wir nicht mehr leisten. Das ist die Voraussetzung für Sicherheit bei der Standortplanung. Die Verbraucher in Deutschland brauchen Orientierung, Perspektive und endlich auch wieder Zuversicht".
An der Börse ist die Aktie von Cherry zu einem Pennystock abgerutscht. Das Papier notiert Freitagmittag im Xetra-Handel bei 0,72 Euro, ein Kursverlust im Zeitraum von 12 Monaten von über 80 Prozent.