Warum sich Google Cloud besser findet als AWS und Microsoft

CEO Thomas Kurian sprach mit CRN über die Vorteile, die Google Cloud gegenüber seinen Hauptwettbewerbern hat, das große Marktpotenzial, das auf KI-MSPs wartet und Googles Investitionen, die Partnern KI-Geschäft ermöglichen sollen.

Google Cloud-CEO Thomas Kurian im Interview mit CRN.

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Google Cloud-CEO Thomas Kurian im Interview mit CRN.

"Wir haben die beste KI-Infrastruktur der Welt für das Training und die Bereitstellung von Modellen aufgebaut. Und wenn ich das sage, meine ich besser bei allen Metriken -Kosten, Leistung, Skalierung, Durchsatz" sagte Kurian sehr selbstbewusst im Interview mit CRN. Für Kunden sei es eben auch entscheidend, wenn sie KI-Anwendungen für die Hälfte der Kosten bauen könnten, die sie woanders zahlen müssen.

Warum Kurian Google Cloud auch in Sachen Offenheit, Daten-Know-how und bei der KI-Partnerstrategie deutlich vor der Konkurrenz sieht, lesen Sie nach einem kurzen Blick auf die aktuelle Geschäftszahlen: Im dritten Quartal 2023 erwirtschaftete Google Cloud einen Umsatz von 8,4 Mrd. Dollar, also 22 Prozent mehr als im Jahr davor. Damit konnte das Unternehmen im dritten Quartal in Folge Betriebsgewinne erzielen. In Q3 lag der Betriebsgewinn bei 266 Mio. Dollar, im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 440 Mio. ausgewiesen. Damit liegt Google Cloud bei der Wachstumsquote aktuell vor Microsoft (19 Prozent) und AWS (12 Prozent).

Und nun zum CRN-Interview, das wir hier in Auszügen wiedergeben.

CRN: Wie differenziert sich Google Cloud im Bereich KI von AWS und Microsoft?

Thomas Kurian: Erstens haben wir die weltweit beste KI-Infrastruktur für das Training und die Bereitstellung von Modellen aufgebaut. Aktuell nutzen 70 Prozent aller KI-Einzelunternehmen und 50 Prozent aller KI-Startups unsere GCP [Google Cloud Platform]. Das sind Leute, die sich auskennen, und sie stimmen mit den Füßen ab.

Zweitens: Wenn man sich Unternehmen und Lösungspartner wie Systemintegratoren ansieht, wollen sie eine Plattform. Bei der künstlichen Intelligenz geht es nicht nur um das Modell, sondern um alle Tools, die Sie rund um das Modell benötigen.

Was meinen Sie damit?

Stellen Sie sich vor, Sie entwickeln eine Anwendung für den Kundendienst und arbeiten mit einem Modell. Wie stellen Sie sicher, dass das Modell nicht anfängt, den Kunden zu beschimpfen? Wie stellen Sie sicher, dass Sie auf die Frage 'Wie hoch ist meine Rechnung?' eine Antwort erhalten, die in 100 Prozent der Fälle zu 100 Prozent korrekt ist?

Da kann man ja nicht sagen: 'Oh, tut uns leid. Wir haben in 20 Prozent der Fälle einen Fehler gemacht, weshalb unser Modell halluziniert'. Es gibt also eine Reihe von Diensten, die das Modell stützen und ergänzen. Und wir geben den Leuten eine Plattform an die Hand, die auf der ganzen Erfahrung von Google basiert und ihnen ermöglicht, alle Dienste rund um das Modell zu nutzen. Deshalb sind sie in der Lage, schneller zu arbeiten.

W as sind weitere Unterscheidungsmerkmale von Google Cloud?

Wir geben Nutzern die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Modellen zu wählen: denen von Google, von Open Source und sogar von Drittanbietern. So können sie das Modell wählen, das sie wollen. Aber sie wissen ja, dass Müll herauskommt, wo vorher Müll eingefüllt wird. Wenn ihre Daten also nicht sauber sind, kann ihr Modell noch so elegant sein - es wird nicht funktionieren.

Und damit sind wir beim vierten Punkt: Wir haben bereits eine lange Geschichte bei der Integration von KI-Modellen in unsere Produkte. Nur zu sagen: 'Ich habe ein Modell' ist nicht so gut wie zu sagen: 'Es ist in das Produkt integriert. Es geht um die Erfahrung, die Menschen mit dem Produkt machen. Wie gut sind ihre Eingaben am Prompt? Wie und wie oft muss ich eine Frage stellen, um eine Antwort zu erhalten?

Nehmen wir als Beispiel Gmail und die Produktivitäts-Tools, in die wir 10 Jahren vor dem KI-Boom integriert haben. Unser Fachwissen darüber, wie man Modelle effizient in Produkte integrieren kann, haben wir in Google Workspace und Google CloudPlatform mit Duet AI eingebracht. Und weil diese Grundlagen funktionieren, können die Partner viel schneller Lösungen entwickeln.

Und fünftens gehen wir im Gegensatz zu Wettbewerbern, die große Serviceorganisationen haben, nicht zum Kunden und sagen: 'Sie müssen unsere Services nutzen'. Stattdessen sagen wir ihnen: 'Beginnen Sie mit Ihrem Systemintegrator, dem Berater, dem Technologiepartner oder dem KI-MSP, mit dem Sie sich wohl fühlen. Wir werden dafür sorgen, dass unsere Servicemitarbeiter sie bei dem Projekt unterstützen.' Das ist ein ganz anderer Ansatz als zu sagen: 'Nun, ich bin mir nicht sicher, ob mein Partner das Fachwissen hat, also nehme ich das Geschäft direkt selbst in die Hand.'

Wie sehen Sie den Bedarf nach KI-MSPs und welche Verdienstmöglichkeiten gibt es für sie?

In der Vergangenheit wurden viele Cloud-Computing-Technologien, Infrastrukturen und Analysen in erster Linie an die IT-Abteilung verkauft. Mit generativer KI kann ein Partner eine hochwertige Lösung verkaufen - beispielsweise zur Umstrukturierung der Arbeitsweise von Softwareingenieuren oder zur Verbesserung der IT-Helpdesks. Wir haben heute Unternehmenskunden, die unsere Lösung einsetzen, um Dinge wie das Zurücksetzen von Passwörtern usw. zu automatisieren. Also werden Sie vielleicht auch mehr an die IT-Abteilung verkaufen können.

Darüber hinaus aber können Partner in jede Abteilung hineinverkaufen, die Kundenkontakt hat. Marketing, Vertrieb und Dienstleistungen sind ein großer Einsatzfeld für Bereich der Innovation durch generative KI. Jede Bank überdenkt, wie sie ihre Kunden bedient. Telekommunikationsunternehmen überdenken ihre Callcenter. Krankenhäuser überlegen, wie sie ihre Terminplanung neugestalten. All das geschieht unter Einsatz generativer KI. Es ist also eine gute Gelegenheit für Partner, sich auch jenseits der IT-Ansprechpartner in Stellung zu bringen und Lösungen zu verkaufen.

Drittens sehen viele CEOs KI als Möglichkeit, ihre Unternehmen effizienter zu gestalten. Nehmen Sie als Beispiel die Arbeit, die wir bei Vodafone geleistet haben. Mithilfe unserer KI sind sie in der Lage, alle Verträge, die sie mit Tausenden von Lieferanten haben, und die zugehörigen Vertragsbedingungen, Konditionen etc. zu finden und ihre Lieferketten viel effizienter zu gestalten.

Wie kaufen Sie Dinge ein? Wie arbeiten Sie mit einzelnen Lieferanten zusammen? Wie hoch ist Ihr Vertragsrisiko? Wie sieht Ihre Kreditoren-Buchhaltung aus? Es handelt sich also um einen brandneuen Teil in Unternehmen, in den Systemintegratoren, Lösungspartner und unabhängige Softwareanbieter hinein verkaufen können.

Wie groß sind die Möglichkeiten für KI-MSPs in Hinblick auf Skalierung?

Das sind ja keine Projekte, bei denen man schnell einsteigt und wieder aussteigt. Denn sobald sich die Modelle weiterentwickeln und leistungsfähiger werden und der Kunde damit in einem Bereich erfolgreich ist, wird er wahrscheinlich sagen: 'Wow, ihr habt meinen IT-Helpdesk automatisiert. Warum helfen ihr mir nicht auch bei meinem HR-Helpdesk?' Es gibt also eine Menge potenzieller Geschäftsmöglichkeiten. Und es ist das erste Mal, dass wir gesehen haben, dass wichtige Technologieentscheidungen nicht nur in der IT-Abteilung, sondern in allen Geschäftsbereichen der Unternehmen getroffen werden.

Aber auch kleine Unternehmen wollen von Vorteilen profitieren. Da sie meist nicht über IT-Fachwissen verfügen, brauchen sie jemanden, der KI einfach als Managed Service übernimmt. Größere Unternehmen sehen eher das Potenzial, ihr Geschäftsmodell ernsthaft zu verändern.

Wir sehen also ein riesiges Interesse von kleinen bis hin zu ganz großen Unternehmen. Und die Nachfrage kommt nicht nur aus den Vereinigten Staaten, sondern praktisch aus jedem Land der Welt.

Und wie ermöglichen Sie es Ihren Partnern, KI-MSP zu werden?

Zum einen schulen wir sie, nicht nur in Bezug auf die Produkte, sondern auch in Bezug auf Anwendungsfälle, die bei den Kunden auftauchen. So können sie anfangen, Lösungspakete zu entwickeln, die sie dann später zusammenstellen können.

Zweitens investieren wir massiv in die Nachfrage- und Lead-Generierung für die Partner. Ein Beispiel: Das Interesse an unseren KI-Produkten ist so groß, dass wir Veranstaltungen durchführen, um die Menschen über KI zu informieren. Die Leute kommen also zu unseren KI-Veranstaltungen und wir geben die Leads dann an die Partner weiter. Es geht also nicht nur darum, dass sie geschult wurden und Zugang zu den neuesten Modellen und Lösungen haben, sondern dass sie jetzt auch einen Kundenkontakt von uns bekommen.

Drittens bieten wir ihnen spezielle Unterstützung an durch unsere technischen Experten. Wenn Sie an einem Projekt arbeiten und sich fragen: 'Hey, ich sehe gerade das hier. Mache ich das richtig?' Wir haben technische Experten, die mit Ihnen darüber sprechen können. Das tun wir nicht nur mit Beratungsunternehmen, sondern auch mit unabhängigen Softwareanbietern. Sie haben unsere Ankündigungen mit Workday, Salesforce, UKG, DocuSign gesehen - die Liste von ISVs ist lang, mit denen wir zusammenarbeiten.

Schließlich ermöglichen wir Systemintegratoren und ISVs den Zugang zu großartigen Ressourcen. Wir tätigen erhebliche Investitionen, um das Ökosystem voranzutreiben, damit die Partner mit uns zusammen erfolgreiches Geschäft aufbauen können.