Oracle-CTO sieht Generative KI als "Segen" für das Datenbankgeschäft
Oracle könnten goldene Zeiten bevorstehen. Bei der Präsentation seiner jüngsten Quartalsergebnisse zumindest zeigte Oracle sehr viel Zuversicht für die Zukunft.
Das Wachstum von künstlicher Intelligenz und Generativer KI (GenAI) wird Oracle zugutekommen, erklärte der Mitbegründer und CTO Larry Ellison. Unternehmen würden verstärkt nach eigenen, spezialisierten Versionen von Programmen wie ChatGPT streben, ein Textgenerator, den die von Microsoft unterstützten OpenAI entwickelt hat.
Als Beispiel für Bereiche, in denen Oracle profitieren kann, kündigte Ellison, eine Vektordatenbank mit anonymisierten elektronische Gesundheitsdaten und spezielle Trainingsdaten für Unternehmen im Gesundheitswesen an. "Man kann keines dieser KI-Modelle ohne enorme Mengen an Trainingsdaten erstellen. Wenn überhaupt, dann hat die Generative KI gezeigt, dass das große Problem beim Training darin besteht, diese riesigen Datenmengen in den GPU-Supercluster zu bekommen."
Für das Datengeschäft sei das "ein Segen", so Ellison. "Wir kommen jetzt ins tiefe Wasser des Informationszeitalters. Die Anforderungen an Daten werden immer mehr wichtiger."
Chancen ohne Ende
Während des Earnings Call zum ersten Quartal des neuen Fiskaljahres (das am 31. August endete) sagte der CTO, dass KI für Oracle eine immer wiederkehrende Chance sei. Denn Unternehmen müssten immer wieder Modelle auf neuen Daten trainieren. So würden etwa juristische Dienste die KI auf neue Urteile und Gerichtsfälle trainieren müssen und Forschungsunternehmen auf neu veröffentlichte Studien. "Wir werden in allen Bereichen sehr, sehr wettbewerbsfähig sein, sei es bei der Schulung oder bei der Inferenzierung. Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass wir einen Kosten/Leistungsvorteil haben", so Ellison Ansage.
Trotz Oracles KI-Begeisterung und seines Wachstums bei den Cloud-Angeboten sank die Aktie des Unternehmens, da der Quartalsumsatz geringer ausgefallen war, als von den Analysten erwartet. Oracle gab am Montag einen Umsatz für das erste Geschäftsquartal von 12,45 Mrd. Dollar bekannt, etwa 20 Mio. weniger als erwartet. An der Nasdaq ging es am Dienstag rasant bergab, Oracle-Aktien gingen mit einem Minus von über 13 Prozent aus dem US-Handel.
Währungsverluste, Cerner und neue Rechenzentren
Diese Zahlen führte Oracle-CEO Safra Catz unter anderem auf die internationalen Wechselkurse, Cerner (die Tochtergesellschaft für medizinische Systeme) und den Bau neuer Rechenzentren zurück.
Oracles "größte Herausforderung" sei es, so schnell wie möglich weitere Rechenzentren zu bauen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Aktuell habe das Unternehmen über 64 Cloud-Regionen in Live-Betrieb, hinzu kämen 44 Public-Cloud-Regionen weltweit und weitere sechs seien im Aufbau.
CTO Ellison betonte, dass Oracle derzeit "viel, viel mehr Rechenzentren" baue als jeder andere Cloud-Anbieter. "Wir haben Leistungsvorteile, wir haben Sicherheitsvorteile, und deshalb wachsen wir viel schneller als alle anderen Hyperscaler."
Was Cerner betrifft, so arbeitete Oracle daran, die Tochtergesellschaft in die Cloud zu verlagern und das Geschäftsmodell auf wiederkehrende Umsätze umzustellen, berichtete Catz. "Diese Umstellung hat zu einem kurzfristigen Gegenwind für die Wachstumsrate von Cerner geführt, da Kunden von Lizenzen - deren Kauf vorab verbucht wird - nun zu Cloud-Abos wechseln, die anteilsmäßig verbucht werden," so der Oracle-CEO. "Ohne Berücksichtigung von Cerner bleibe ich dabei, dass wir in diesem Geschäftsjahr unser Gesamtwachstum beschleunigen und unsere hohen Wachstumsraten im Cloud-Bereich beibehalten werden", so seine Prognose.
Die im Earnings Call geäußerten Bedenken von Analysten versuchten teilnehmende Führungskräfte von Oracle zu zerstreuen, indem sie auf Geschäftserfolge hinwiesen. So berichtete Ellison, dass alle neun Versorgungsunternehmen, die sich im Besitz von Warren Buffetts Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway befinden, ihre bestehenden ERP-Systeme ersetzen und auf Oracle Fusion Cloud-Anwendungen standardisieren werden. Er schätze, dass Oracles Anteil am Cloud-ERP-Markt bei 95 Prozent liege.
GenAI als Chance für die Oracle Cloud
KI-Entwicklungsunternehmen - darunter auch Elon Musks xAI - hätten Verträge über den Kauf von KI-Trainingskapazitäten in Oracles Gen2 Cloud im Wert von mehr als 4 Mrd. US-Dollar unterzeichnet, hieß es im Earnings Call am Montag.
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal sei Oracles Nvidia-Supercluster mit direktem (RDMA-) Speicherzugriff. "Sie trainieren KI-Modelle doppelt so schnell und zur Hälfte der Kosten anderer Clouds", sagte Ellison, ohne die Konkurrenz namentlich zu nennen. Auch würden sie über KI-Anwendungsfälle hinausgehen, etwa um schnellere Datenbanken aufzubauen und bessere Automatisierung zu erreichen.
Oracle nutzt Generative KI auch intern bei der Aktualisierung seiner Tochtergesellschaft, dem Anbieter elektronischer Gesundheitssysteme Cerner. Hier kommt der Anwendungsgenerator Apex zu Einsatz, um den Code für die nächste Version von Cerner zu schreiben. "Und es geht sehr, sehr gut voran", konstatierte Ellison.
Das Oracle-Quartal im Detail
Der Gesamtumsatz im ersten Oracle-Fiskalquartal belief sich auf 12,5 Mrd. Dollar, was einem Plus von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, allerdings ohne Berücksichtigung der Wechselkurse.
Die Umsätze mit Cloud-Services und Lizenz-Support brachten 9,5 Mrd. Dollar - 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz mit Cloud- und On-Premises-Lizenzen sank um 11 Prozent auf 800 Mio. Dollar.
Der Cloud-Umsatz einschließlich IaaS und SaaS belief sich auf 4,6 Mrd. Dollar und stieg damit (währungsbereinigt) um 29 Prozent. Dabei entfiel der größte Teil auf SaaS, die im abgelaufenen Quartal mit 3,1 Mrd. Dollar ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einbrachten.
Fusion Cloud ERP erwirtschaftete 800 Mio. Dollar und damit 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. NetSuite Cloud ERP erzielte einen Umsatz von 700 Mio. Dollar - 21 Prozent mehr.
Das Betriebsergebnis nach GAAP belief sich auf 3,3 Mrd. Dollar; der Nettogewinn nach GAAP lag bei 2,4 Mrd. Dollar. Der operative Cashflow erreichte 7 Mrd. Dollar, der freie Cashflow lag bei 5,7 Mrd.
Oracles verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) beliefen sich im Quartal auf etwa 65 Mrd. Dollar. Der Anteil ohne Cerner wuchs um 11 Prozent, sagte Catz. Etwa die Hälfte der RPO würden in den nächsten 12 Monaten als Umsatz verbucht werden.
Zudem teilte der CEO mit, dass das Unternehmen gleich mehrere OCI-Verträge mit einem Gesamtwert von mehr als einer Mrd. Dollar abgeschlossen hat. "Die Kundendynamik nimmt weiter zu", so Catz. "Dieser Schwung schlägt sich in Buchungen nieder. Und das gibt mir die Zuversicht, dass sich unser jährliches Umsatzwachstum auch in Zukunft beschleunigen wird."