SentinelOne schießt Security-Technologiepartner Wiz ab
Nachdem Wiz angedeutet hatte, eine Übernahme von SentinelOne zu erwägen, kündigte ihm der Security-Anbieter die exklusive Partnerschaft.
Warum SentinelOne so harsch auf ein vages Übernahmegerücht reagiert, über das israelische und US-amerikanische Medien berichtet hatten, gibt Anlass zu allerlei Spekulationen. In einer Erklärung vom Mittwoch dieser Woche bestätigte SentinelOne nun frühere Medienberichte, wonach das Unternehmen seine sechsmonatige Zusammenarbeit mit Wiz beendet habe.
Nachdem Wiz öffentlich erklärt hatte, dass es eine Übernahme von SentinelOne in Erwägung ziehen könnte, sei die vormals sehr enge Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen zerbrochen. In einer Pressemitteilung, die auch CRN erhielt, erklärte SentinelOne, dass es die "Vereinbarung mit Wiz aufgrund der anhaltenden Nichteinhaltung ihrer Verpflichtungen gekündigt hat" und dass "die Partnerschaft mit Wiz für unser Geschäft nicht wesentlich war". Wiz lehnte eine Stellungnahme gegenüber CRN ab.
SentinelOne ist in Hinblick auf Umsatz und Mitarbeiterzahl das größere Unternehmen, doch der Börsenwert des Cybersecurity-Anbieters ist seit seinem IPO im Jahr 2021 stark gesunken. Die Risikokapitalgeber von Wiz hatten das drei Jahre alte Unternehmen trotzdem mit 10 Mrd. US-Dollar bewertet, was mehr als dem Doppelten der aktuellen Marktkapitalisierung von SentinelOne entspricht.
Für die beiden in Israel gegründeten Unternehmen, die ihre "exklusive Partnerschaft " über weite Strecken dieses Jahres 2023 intensiv beworben haben, bedeutet dieser Schritt eine klare Kehrtwende. Die Partnerschaft beinhaltete eine Integration zwischen der Cloud-Workload-Schutzplattform von SentinelOne und ergänzenden Funktionen von Wiz, einschließlich der weit verbreiteten Cloud Security Posture Management-Technologie.
Der Traum von Plattform-Konsolidierung
Noch im April lobten die Top-Manager der beiden Unternehmen - SentinelOne-CEO Tomer Weingarten und Wiz-CEO Assaf Rappaport - in einem gemeinsamen Interview mit CRN während der RSA Conference die Errungenschaften des jeweils anderen Unternehmens.
Wiz "hat eine phänomenale Plattform für die Sichtbarkeit von Cloud-Inventar aufgebaut, die vielen Public-Cloud-Anwendern einen uneingeschränkten Einblick in ihren gesamten Footprint ermöglicht", sagte Weingarten damals.
Rappaport gab damals im CRN-Interview an, dass die enge Integration zwischen Wiz und SentinelOne dazu beitragen könne, die steigende Nachfrage nach Tool-Konsolidierung bei Kunden und Partnern zu erfüllen. Allerdings müsse Konsolidierung nicht zwangsläufig und immer Merger bedeuten. Stattdessen würden SentinelOne und Wiz zusammenarbeiten, um eine Plattformkonsolidierung zu schaffen, und so das gleiche verbesserte Ergebnis für Partner und Kunden erzielen, so Rappaport seinerzeit.
Nachdem die Marktkapitalisierung von SentinelOne in den letzten zwei Jahren um 80 Prozent gesunken war, hat das Unternehmen über einen möglichen Verkauf nachgedacht und die Investmentbank Qatalyst Partners beauftragt, den Prozess zu unterstützen, wie die Nachrichtenagentur Reuters am 21. August berichtete.
Am Freitag letzter Woche deuteten Berichte von Bloomberg und Reuters dann an, dass Wiz eine Übernahme von SentinelOne in Betracht zieht.
Wettbewerbsverbotsklausel
Die nun verkündete Beendigung der Zusammenarbeit zwischen SentinelOne und Wiz wird weitere Auswirkungen für die beiden Unternehmen haben, da die Vereinbarung auf 18 Monate angelegt war und jetzt nach nur einem Drittel der Laufzeit beendet ist, berichtet die israelische Wirtschaftszeitung Calcalist. Aufgrund einer Wettbewerbsverbotsklausel in der Vereinbarung dürfen weder SentinelOne noch Wiz Produkte von unmittelbaren Wettbewerbern des Ex-Partners verkaufen, heißt es in dem Bericht.
SentinelOne und Wiz hatten für die Zukunft eine Reihe von bedeutenden Integrationen geplant. Bei der ersten Integration sei es um die Möglichkeit gegangen, über die SentinelOne-Plattform Kontextdaten von Wiz zu erhalten, sobald eine Bedrohung erkannt wird. "Denn wenn jemand eine Bedrohungserkennung oder eine Anomalie-Erkennung in der Cloud erhält, möchte er natürlich verstehen, in welcher Umgebung sie stattgefunden hat und womit sie verbunden ist. Und das ist einfach eine wunderbare Fähigkeit, die [Wiz] entwickelt hat, nämlich dass sie das Ganze für abbilden können", meinte Weingarten im April.
Der nächste Integrationsschritt würde darin bestehen, die Daten von Wiz mit allen Arten von Bedrohungsdaten von SentinelOne anzureichern. Deren Bereitstellung nur einem Klick hätte ein weiterer Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit sein sollen.