Bechtle vorsichtig bei Neueinstellungen - aber Ausbildungsrekord
Die Bechtle-Tugenden schwanken zwischen Vorsicht und Zuversicht. Beides zeigt sich in diesen Wochen sehr deutlich und wird den 299 Auszubildenden und dual Studierenden noch gelehrt, die bei Deutschlands größtem Systemhaus ihre IT-Karriere starten.
Bechtle hat als Reseller und IT-Lösungsanbieter zwar keine eigene Forschungsabteilung, aber mit Neuschöpfungen tun sich die pfiffigen Schwaben immer wieder mal hervor. Das neue Adjektiv "zukunftsstark", zum Beispiel, hat sich das Marketing oder die PR einfallen lassen. Das Kompositum ist zwar noch nicht im Duden aufgenommen. Braucht es auch nicht, es gibt ja soziale Medien, die Bechtle fleißig nutzt und jedes Posting mit #zukunftsstark garniert.
Gar nicht verkehrt, die Trends zu setzen. Bei Bechtle bleibt es indes, wenn es um die mittelfristige Zukunft geht, nicht bei kostenlosen Neuschöpfungen von Wörtern und ihrer Gratis-Distribution über Linkedin & Co. Man investiert auch handfest. In junges Ausbildungspersonal zum Beispiel.
Mit 299 Auszubildenden und dual Studierenden startet ein Rekordjahrgang bei europaweit tätigen IT-Unternehmen. Konzernweit bildet Bechtle aktuell 869 junge Menschen in 13 technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufen sowie 10 dualen Studiengängen aus. Das ist Rekord, abzulesen an der Ausbildungsquote. Die beträgt bei Bechtle in Deutschland 7 Prozent.
Bis 2030 soll sei auf 10 Prozent steigen. Kein Wunder, denn ab diesem Zeitpunkt gehen die Babyboomer in Rente. "Angesichts des Fachkräftemangels und demographischer Faktoren bleibt das Thema Aus- und Weiterbildung bei Bechtle ganz oben auf unserer Zukunfts-Agenda," sagt CEO Thomas Olemotz.
Neue Ausbildungsrichtungen gibt es dieses Jahr auch: Bachelor-Studiengang "Sustainable Management" und die Ausbildung "Kaufleute für Marketingkommunikation". In beiden Bereichen kann man viel von Bechtle lernen und die Themen verbinden. Solarstrom, E-Fuhrpark, Geothermie, gesundes Essen in der vorzüglichen Bechtle-Kantine am Hauptsitz in Neckarsulm, die den Vergleich mit einem Gourmettempel nicht scheuen braucht.
Dem Ausbildungsrekord auf der einen Seite steht eine aktuell sehr verhaltene Personalpolitik gegenüber. Nicht dass es Bechtle schlecht ginge. Aber die Konjunkturdaten und Kunden, die auf der Investitionsbremse stehen, lassen den Bechtle-CEO vorsichtiger werden bei Neueinstellungen, wie er unlängst CRN in einer Telefonkonferenz berichtete.
Olemotz will das Ertragsziel dieses Jahr auf keinen Fall verfehlen, hat Umsatz und Gewinn stets im Auge. Auch das ist eine Art Zukunftssicherung nach Bechtle-Art: nicht übermäßig viel investieren, wenn die Wirtschaft kränkelt und die Kundschaft schwächelt, aber mit Blick auf die mittelfristige Perspektive keine Investitionen aufschieben, die man später nicht mehr so schnell nachholen kann. Und Ausbildung junger Leute ist immer eine solches Engagement, das sich mittelfristig auszahlt.