Kultivieren und Fleisch ausdrucken statt grillen - echt jetzt?

Fleisch aus dem Bioreaktor - so könnte die Zukunft nachhaltiger Lebensmittelproduktion aussehen. Und was wird aus Channel-Events, wenn nicht der Grill, sondern künftig der 3D-Drucker angeschmissen wird?

Er trinkt keinen Alkohol, ißt keine Schokolade, aber serviert Steaks und holt sich so Aufträge ab: Philip Semmelroth (li) mit den Ralf Huck und Sohn Chris von Tanss Ticketsystem

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Er trinkt keinen Alkohol, ißt keine Schokolade, aber serviert Steaks und holt sich so Aufträge ab: Philip Semmelroth (li) mit den Ralf Huck und Sohn Chris von Tanss Ticketsystem

Kommt bald das Schnitzelverbot? Konservative Politiker in Bayern rufen schon zur Rettung des Schweinebratens auf, den angeblich eine woke Minderheit dem Volk abspenstig machen will. Aber keine Sorge! Ein menschengemachtes Verbot von Fleischkonsum ist gar nicht nötig. Das erledigt bald die Marktwirtschaft, die schließlich dort mit Innovationen reagiert, wo eine Nachfrage ist oder erzeugt werden kann: Im Bioreaktor gezüchtete tierische Zellen, die ein 3D-Drucker zu sowas ähnlichem wie einem Steak formt und auf den Teller bringt. Immerhin könnten sich 16 Prozent von rund 1.000 Personen, die der Digitalverband Bitkom gefragt hatte, für eine solche Alternative erwärmen.

Zum Geschmack können sich wohl die wenigsten Befürworter von solchem Tech Food äußern. Doch wenn es die Landwirtschaft ökologischer, die Umwelt sauberer macht und schließlich dem Tierwohl dient, warum nicht? Fleischersatz aus Tofu, Erbsen oder Seitan boomt schließlich. Gesünder sind die Ersatzlebensmittel vielleicht auch. Eine im Reaktor kultivierte Weißwurst mag in Bayern so unvorstellbar sein, wie ein Deutscher Fußballmeister BVB Dortmund. Aber stand man vergangene Saison nicht kurz davor, eine Revolution zu erleben?

Man muss sich wenigstens mit dem Gedanken anfreunden, dass keine Tradition ewig währt. Und wer bitte schön ist denn für die Umarmung von Technologien und Innovationen zuständig, wenn nicht der IT-Channel! So beliebte Events mit Networking und gemeinsamen Grillen könnten schnell out sein, wenn die neue Welle der Wertebewegten traditionelles Grillgut mit sich reißt. Und mit ihr so manches Geschäftsmodell, das gutes Essen und Gegrilltes als krönenden Abschluss für viele Tagen des Coachings, der Schulungen und Trainings oder der Auffrischung des Teamspirits vorsieht. Was soll, was kann da die Analog-Grillwurst aus dem 3D-Drucker an Mehrwerten schon bieten?