Fachkräfte fehlen in vielen Branchen, aber kaum ein Sektor ist vom Fachkräftemangel so stark betroffen wie Healthcare. Die WHO sieht keine Besserung auf dem Arbeitsmarkt, im Gegenteil: 2030 würden weltweit 10 Millionen Ärzte, sonstiges medizinisches Personal sowie Pflegekräfte fehlen. Davon profitieren vor allem zwei Sektoren: Dienstleister für Arbeitnehmerüberlassung sowie die IT- und Softwarebranche. Mit verstärktem Einsatz von Technologie hoffen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ihre Prozesse schneller und effizienter gestalten zu können und so wenigstens einen Teil des Fachkräftemangels zu kompensieren.
Die Pandemie hat gezeigt, dass Technologien wie Telemedizin funktionieren und vor allem deren Akzeptanz deutlich gestiegen ist, wie aktuelle Zahlen des ManpowerGroup Global Insights Healthcare & Life Sciences Report belegen. So sei die die Nutzung von Telemedizin auf dem Höhepunkt der Pandemie um das 78-fache angestiegen. Auch der Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) habe zugenommen. "Damit einher geht ein wachsender Bedarf an IT-Fachkräften, zum Beispiel in den Bereichen Software-/App-Entwicklung, Nutzererfahrung, Cybersicherheit und Qualitätssicherung", so der Report.
Schlussfolgerung: Unternehmen im Gesundheitswesen investieren zunehmend in die digitale Transformation. Dem Report zufolge haben 70 Prozent der Unternehmen in der Gesundheitsbranche ihre Ausgaben für digitale Investitionen erhöht, 60 Prozent wollen neue digitale Projekte angehen und 42 Prozent beschleunigen ihre Pläne zur digitalen Transformation ganz oder teilweise.
81 Prozent der Führungskräfte in der Life-Sciences-Branche geben gar an, dass ihre Unternehmen verstärkt in KI-Technologie investieren wollen. Demzufolge werde erwartet, dass vor allem der Einsatz von robotergestützter Prozessautomatisierung (RPA) und KI zunehmen wird. RPA ist eine Softwaretechnologie, die Front- und Backoffice-Prozesse automatisiert durchführt.
Experten gehen davon aus, dass Robotik und KI einem Mitarbeitenden im Gesundheitswesen im Durchschnitt bis zu 93 Minuten manuelle Arbeit pro Tag einsparen könnten. "Diese Entwicklungen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Belegschaft. Einerseits nimmt die Bedeutung an Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu, andererseits unterstreicht dies die Notwendigkeit, qualifizierte IT-Fachkräfte und Ingenieure zu rekrutieren und zu halten", sagt Sven Brumund, Head of Experis Professional Resourcing.
Neben den Herstellern von RPA und KI-Lösungen profitieren vor allem Systemhäuser, die sich auf Kunden aus dem Gesundheitswesen spezialisieren. Deren steigende Ausgabenbereitschaft für IT bestätigt Hermann Ramacher, Chef des VAD ADN aus Bochum. Im Gespräch mit CRN nennt er Sektoren, die Partner von ADN besetzen und über eine starke Nachfrage berichten. Dazu gehören Krankenhäuser, aber auch Forschungseinrichtungen und ganz allgemein Behörden. Sie holen Investitionen in ihre digitale Transformation nach. Dagegen herrsche Investitionszurückhaltung in der Chemiebranche und bei Bauunternehmen, berichten Reseller Hermann Ramacher.