Studie: Anbieter wollen KI über den Channel verkaufen

Obwohl künstliche Intelligenz im Channel noch in den Kinderschuhen steckt, haben viele Anbieter bereits ein KI-Angebot, das Partnern monetarisieren können. Oder sind dabei, solche Angebote zu entwickeln.

Auf der CRN-Veranstaltung XChange in Orlando/Florida standen Vermarktung und Erfahrung mit KI im Vordergrund.

Image:
Auf der CRN-Veranstaltung XChange in Orlando/Florida standen Vermarktung und Erfahrung mit KI im Vordergrund.

Wie die von Kristy Davis, Global Vice President of AI, Innovation and Insights bei TCC am Montag vorgestellte Studie der CRN-Muttergesellschaft The Channel Company (TCC) zeigt, haben schon 33 Prozent der Anbieter ein KI-Angebot, mit dem Partner Geld verdienen können. Siebzehn Prozent arbeiten mit führenden KI-Technologen zusammen, um Angebote zu entwickeln, die Partner vermarkten können. Und 28 Prozent entwickeln gerade KI-Produkte für den dezidierten Channel-Vertrieb.

KI und Vertriebskanäle

Seit dem Aufkommen von ChatGPT sind mehr als 300 neue Anbieter in diesen Bereich eingestiegen, berichtete Davis dem Konferenzpublikum. So arbeiten 74 Prozent der Software-as-a-Service-Plattformen inzwischen mit GenAI-Integrationen. Die frühe Nutzung sei allerdings keineswegs auf Großunternehmen beschränkt.

"Es gab eine Menge Aktivitäten im mittleren Marktsegment von 100 bis 1.000 Usern", erläuterte Davis auf der Bühne der TCC-Konferenz "XChange March 2024" in den USA. Denn jedes Unternehmen muss seine betriebliche Effizienz steigern und die Kosten senken, aber auch die Skalierbarkeit erhöhen, und so wird sich jeder auf diesen Bereich konzentrieren."

Für Lösungsanbieter, die sich durch künstliche Intelligenz vom Wettbewerb abheben wollen, steht die Einführung von KI - sei es für eigene, interne Zwecke oder als Umsatzgenerator - jedoch erst am Anfang. Der Anteil der Lösungsanbieter, die KI in ihre Arbeitsabläufe integriert haben, lag laut der TCC-Umfrage im Februar 2024, also 11 Monate nach dem Start von ChatGPT, bei 12 Prozent. 23 Prozent der befragten Lösungsanbieter sind noch gar nicht mit GenAI-Produkten unterwegs, 77 Prozent bieten kein kommerzielles KI-Produkt an. Und etliche Solution Provider bleiben vorsichtig: Der Anteil derer, die sagen, dass sie KI niemals in ihre Workloads integrieren werden, ist laut TCC-Research von Oktober bis Februar von vier auf acht Prozent gestiegen.

Mit auf der Bühne der CRN-Veranstaltung "XChange" war Jason Romer, CEO des Lösungsanbieters Titanium, zu dessen Partnern Microsoft, Cisco und 8x8 gehören. Er berichtete dem Publikum, dass sein Unternehmen KI intern zur Automatisierung einsetzt, vor allem, um menschliche Fehler zu minimieren. "Wir konzentrieren uns jetzt stark auf die Automatisierung, weil wir natürlich alle Vorteile nutzen wollen, die sich daraus ergeben", so Romer. "Wir kombinieren das mit einem KI-Frontend, wie einem Copilot, und versuchen selbstverständlich, das auch in die Hände unserer Kunden zu bringen."

Um mehr Automatisierung zu erreichen, hat Romers Firma Produkte von Pia eingesetzt. Titanium - das zurzeit um die 10 Mitarbeiter hat - betreibt etwa 300 Knoten pro Ingenieur. Der CEO hofft, bald schon 550 Knoten zu erreichen.

Bei der Automatisierung konzentriert sich Titanium aktuell auf Level 1-Tätigkeiten, wie etwa das Onboarding von Anwendern oder das Zurücksetzen von Passwörtern, und spart so pro Woche Dutzende von Arbeitsstunden. In anderen Unternehmensbereichen wie Operations und professionelle Dienstleistungen, eruiert Titanium gerade, was KI leisten kann. Romer stellt sich beispielsweise eine Copilot-Schnittstelle vor, die den Abgleich von Rechnungen und andere Anwendungsfälle übernimmt. "Wir haben bis jetzt etwa 50 Prozent unserer Level-1-Aufgaben fertiggestellt", sagte er. "Wir streben 100 Prozent an."

TCC plädiert für sorgsame Tests

Matt Yorke, der neue CEO von The Channel Company, berichtete dem Publikum, dass TCC mit Beta-Testern im Unternehmen einige "wohlüberlegte, definierte Tests" rund um KI durchgeführt habe. Das Unternehmen beobachtet die Auswirkungen von KI auf den Datenzugriff, die Speicherkosten und andere Bereiche.

"Ich würde jedem hier in raten, nicht einfach loszustürmen und zu versuchen, dem gesamten Unternehmen GenAI aufzudrängen, denn das ist sehr riskant", so Yorke. "Man muss sehr kleine Tests mit definierten KPIs durchführen, sehen wie diese ablaufen, und erst dann weitergehen."

The Channel Company hat, wie andere KI-Experimentatoren auch, in diesem Jahr Teile seines bestehenden Budgets für KI-Tests verwendet. "Jedes Unternehmen wird das Gleiche tun, einfach weil es sich niemand leisten kann, am Spielfeldrand zu sitzen und zu sagen, warten wir mal den nächsten Budgetzyklus ab und sehen dann, wohin wir gehen." Yorke weiter: "So verliert man, was sich strategische Erfahrung nennt. Jeden Tag, an dem man etwas tut, gewinnt man an strategischem Wissen und wird dabei einfach immer besser. Und natürlich werden auch die Modelle selbst immer besser. Diese Zeit bis zur Marktreife will niemand verlieren."

Yorke sagte, er interessiere sich dafür, wo KI eine Arbeitskraft ergänzen kann, "um eine bereits starke Fähigkeit übermenschlich gut zu machen. Und wie KI und bei relativ schwachen Fähigkeiten dazu beiträgt, wirklich starke Spieler aufzubauen."

Die Technologie stehe vor einer rosigen Zukunft. Bis 2027 erwartet Yorke GenAI-Ausgaben in Höhe von 151 Milliarden Dollar. Bereits in zweiten Hälfte dieses Jahres werde ein Zyklus massiver Investitionen in die PC- und Hardwareaktualisierung beginnen. KI-gestützte PCs und Geräte dürften den Markt bis 2027 mit einem Anteil von 60 Prozent dominieren, so der TCC-Chef.