Zahl der IT-Jobauschreibungen in Deutschland sinkt erneut
Unternehmen in Deutschland haben 2024 rund 10 Prozent weniger IT-Stellen ausgeschrieben. Angesichts der Wirtschaftskrise sind Unternehmen bei Einstellungen vorsichtiger geworden. Andererseits können sie dringend benötigte Stellen für IT-Fachkräfte nicht besetzen.
Im vergangenen Jahr zählte die Personalmarktforschung Index Research rund 10 Prozent weniger IT-Jobs in Ausschreibungen. Wirtschaft und öffentliche Auftraggeber schrieben 780.000 IT-Jobs aus – 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereits 2023 sank die Zahl der IT-Jobausschreibungen leicht um 1 Prozent. Ein Jahr zuvor waren sogar 876.000 IT-Stellen zu besetzen – ein gegenüber 2021 kräftiges Plus von 21 Prozent. Index Recherche aus Berlin wertete dazu die Stellenauszeigen aus, die sie in ihrer Datenbank bündeln – der eigenen Angaben zufolge größten in Europa. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, denn es dürften viel mehr Unternehmen IT-Fachkräfte über andere Kanäle als Stellenausschreibungen suchen.
229.000 der 2024 ausgeschriebenen Stellen stammten laut Daten des B2B-Personaldienstleisters aus der IT-Branche. Sie ist der Motor der digitalen Transformation, gleichwohl gab es in den beiden Jahren eine regelrechte Entlassungswelle in der IT-Branche. Sie hängt auch damit zusammen, dass die Techfirmen Umschichtungen vornehmen und Personal mit KI-Erfahrung suchen. Das war beispielsweise der Grund, warum SAP im vergangenen Jahr ein weltweites Abfindungsprogramm startete. In Deutschland schieden daraufhin rund 3.500 SAP-Angestellte zum Jahresbeginn 2025 aus.
"Die wirtschaftliche Unsicherheit hat dazu geführt, dass Unternehmen vorsichtiger geworden sind und Spitzenpositionen deutlich seltener neu besetzen", sagt Index-CEO Jürgen Grenz zum Rückgang der ausgeschriebenen IT-Stellen 2024.
Im Gegensatz zum Rückgang bei den IT-Stellen sind vor allem Führungskräfte gesucht. Index Recherche beobachtet "einen mehrjährigen Wachstumstrend bei den Top-Führungspositionen". 2023 wurden 56.000 solcher Stellen öffentlich ausgeschrieben, elf Prozent mehr als im Vorjahr. Auch 2022 stieg die Nachfrage um nahezu 17 Prozent auf fast 51.000 Jobangebote. 2021 wuchs der Markt besonders stark. Mit nahezu 44.000 Positionen verzeichnete er ein Plus von mehr als 28 Prozent.
Diese Branchen suchen die meisten IT-Experten
Die meisten IT-Jobs gab es 2024 in der Informations- und Kommunikationstechnik (über 229.000 Stellen). Dahinter folgen die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister (fast 119.000 Stellen) sowie die Industrie (mehr als 94.000 Stellen). "Die wirtschaftlich angespannte Situation in vielen Unternehmen schlägt sich auch in der Nachfrage nach Informatikern nieder, auch wenn die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Produkten nach wie vor auf der Tagesordnung steht", so Grenz.
Studium schlägt Ausbildung - IT-Nachwuchs stark gefragt
Unternehmen bevorzugen Informatiker mit akademischem Abschluss. 2024 richteten sich über 351.000 IT-Stellen explizit an Fachkräfte mit Hochschulabschluss. Für Informatiker mit dualer Berufsausbildung gab es rund 147.000 Jobangebote.
Gleichzeitig setzt die IT-Branche trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage klar auf Nachwuchsförderung: 2024 haben Unternehmen und öffentliche Einrichtungen laut der Untersuchung von Index Research mehr als 60.000 Ausbildungsplätze sowie fast 37.000 Stellen für Praktikanten und Werkstudenten ausgeschrieben.
149.000 unbesetzte IT-Stellen
Die Zahl der offenen IT-Stellen bleibt wohl auch in den kommenden Jahren hoch, denn seit Jahren übersteigt die Nachfrage das Angebot – und das wird so bleiben, sich sogar noch verschlimmern, wenn die Politik nicht gegensteuert, so der Bitkom. Laut dem ITK-Verband würden in Deutschland im Jahr 2040 rund 663.000 IT-Fachleute fehlen.
Neuste Zahlen zum IT-Arbeitsmarkt des Bitkom nennen für das vergangene Jahr 149.000 unbesetzte IT-Stellen in deutschen Unternehmen, fünf Jahre zuvor waren es erst 82.000. Tausende offene Stellen mit IT-Schwerpunkt in Verwaltungen, Schulen oder Wissenschaftseinrichtungen konnten nicht besetzt werden. "Der sich seit Jahren verschärfende Mangel an IT-Fachkräften betrifft das ganze Land und bremst die dringend notwendige Digitalisierung. Eine immer größer werdende Fachkräftelücke in der IT bedeutet einen Verlust von Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand. Ohne IT-Spezialistinnen und -Spezialisten verspielt Deutschland seine digitale Zukunft", sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
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